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In der Jahreswende begeben wir uns zwischen der Weihnachstoktave und der Zeit nach der Beschneidung des HErrn in eine besondere Betrachtung des Kirchenjahres. Im Schnittpunkt von bürgerlichem und kirchlichem Jahr lesen wir aus dem Buch des Propheten Amos und dem Römerbrief St. Paulus jene Leseabschnitte, in welchen die Hoffnung der Beschnittenen am Fleisch und der Beschnittenen am Herzen in ihrer Übereinstimmung ausgelegt wird. Es ist eine Besonderheit der apostolischen Katholiken, die Juden und die Mitchristen gemeinsam mit Gebet und göttlicher Lesung im Ratschluß des Höchsten zu betrachten.
Die Taufe Johannes’ des Täufers stellt keineswegs die christliche Taufe dar. Sie wurde prophetisch jenen gereicht, die sich nach dem Reich der Himmel sehnten – zuallererst den Juden. Der Täufer selbst weigerte sich zunächst, Christum zu taufen. Indem Jesus sich von Johannes taufen ließ, machte er jenen Schritt voran, in welchem die Hoffnung der Juden durch die messianische Offenbarung sichtbar wurde, welche wir Christen die Epiphanie nennen. Es taten sich die Himmel auf, die Stimme Gottes des Vaters bestätigte unseren Heiland als den Sohn Gottes selbst in der Menschennatur und der Heilige Geist besiegelte das himmlische Zeugnis. Daselbst wurde Christus als Erlöser des ganzen Menschengeschlechts bezeugt, als Überbringer der frohen Kunde (des heiligen Evangeliums) und eines neuen und ewigen Lebens. Seine leibliche Gestalt war schon im Mutterleib prophetisch und priesterlich geweiht, ebenso wie wir in der heiligen Taufe in den Tod und die Auferstehung Jesu hineingetaucht wurden. Für die Zukunft Gottes bezeichnete auch Christus nach dem Zeugnis der Evangelisten das Geheimnis seines Todes und seiner Auferstehung als seine eigene Taufe. Die Gotteserscheinung oder Epiphanie ist dem Zeugnis der heiligen Versiegelung gleichzustellen, denn in der Salbung mit dem Heiligen Geist erfahren wir keine neue Weihe. Wie unseren HErrn und Meister möchte uns der himmlische Vater mit den Gnadengaben seines Reiches bereichern und uns mit dem Volk seiner Vorliebe als solche offenbaren, die dem Lamm auf die Weise Jesu nachfolgen. Der Wille Gottes soll unsere Speise sein, sowohl als Stärkung in unserem sterblichen Leben, als auch als Wegzehrung für die Ewigkeit.
In diesen Tagen betrachten wir nicht uns, sondern unsere Mutter, die Kirche, und das ganze Gottesvolk in der Gestalt des geliebten Heilands. Nicht wir allein, sondern nur soweit wir mit ihnen verbunden sind, sind wir eins mit dem Lamm unseres Heils. Ein apostolischer Katholik oder eine apostolische Katholikin braucht diese innere Erbauung im göttlichen Geist, damit jedes Glied im Altarbündnis mit dem Hohenpriester unseres Glaubens in göttlicher Kraft und Macht durch den selbstlosen Dienst in jenem Glauben zugerüstet werde, welcher die Berge versetzt und für die machtvolle Wiederkunft Jesu die Herzen gewinnt – mit Liebe, Frieden und Gerechtigkeit.
Oberflächlich gesehen sind es sehr hehre Ziele unserer gegenwärtigen Anbetung. Würden wir meinen, sie selber zu verwirklichen, wäre all unser Mühen und Werk nichtig und überflüssig. Die Anleitung unserer Anbetung im Kirchenjahr unterweist uns daher, dies im Geheimnis unseres Heilandes zu betrachten. Denn nicht unser eigenes Zeugnis vermag etwas zu bewirken, sondern das Zeugnis Gottes, welches seinen Anbetern sowohl im Alten wie im Neuen Testament verheißen ist. In der ganzen Jahreswende, ab Advent bis zur österlichen Bußzeit, suchen wir daher keineswegs die eigene Berufung zu ergründen, sondern die Sendung des Sohnes Gottes zu verinnerlichen, damit unsere Herzen und Sinne uns zu jenen Schritten anspornen, in welchen wir nach dem weisen Ratschluss des Dreieinigen dem Reich der Himmel und der neuen Gestalt der Vollendeten näher kommen.
Die Wirkungsweise und das Werk Gottes werden nicht von uns vollzogen. Vielmehr können wir als Sehende schauen, was die Macht der Liebe gnadenvoll bewirkt, um jenem dort (zu assistieren oder) behilflich zu sein, der es bewirken vermochte, dass viele als Erlöste vor dem erhabenen Thron Gottes erscheinen. Dort sei Ihm die Herrlichkeit dargebracht in alle Ewigkeit.
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