Freu dich, Jerusalem, jubelt ihr alle, die ihr sie liebt, auf daß ihr gesättigt werdet an der Brust ihrer Tröstungen. (Jes. 66, 10-11)
Im Ausspruch „Lätare“ – „Freu dich“, stellt uns der Prophet Jesaja ein Bild vor Augen: Jerusalem als eine Mutter, welche ihre Kinder tröstet. Die Verwendung des Wortes Jerusalems, nicht nur als Bezeichnung einer historischen oder irdischen Stadt, sondern im übertragenen Bild, als Ausdruck des Zustandes des Gottesvolkes Israel oder als Hinweis auf unsere himmlischen Heimat, ist nicht neu. Bereits der Apostel Paulus verwendet dieses Bild in der Epistel an die Galater, welche am Lätare-Sonntag gelesen wird, und vergleicht das gegenwärtige, unfreie mit dem oberen, freien Jerusalem, unserer „Mutter im Himmel“, der vollendeten Kirche und der Gemeinschaft aller Heiligen untereinander und mit Gott. „Das himmlische Jerusalem aber ist frei, und dieses Jerusalem ist unsere Mutter.“ (Gal. 4, 26)
Als Angehörige einer solchen heiligen, göttlichen und himmlischen Familie, sind wir als Pilger auf dieser Welt aber noch immer dem Ungemach von Krankheit, Unglück und in manchen Fällen sogar Verfolgung wegen unseres Glaubens ausgesetzt. Eingetaucht in den Tod Christi in unserer Taufe, haben wir Anteil an seinem Tod und seinen Verdiensten, aber in dieser Verbindung nimmt auch Christus teil an unserer gegenwärtigen Mühsal. Wir haben einen himmlischen Hohenpriester, welcher wirklich mit uns ist in Freud und Leid, ob wir es wissen oder nicht. Doch wie Christus nach drei Tagen wieder von den Toten auferstanden ist, so hat er auch uns in der Taufe mit seinem neuen Leben begabt und neu aufgerichtet – als Angehörige eines vollendeten Geschlechtes und einer heiligen Körperschaft, welche auch der mystische Leib Christi genannt wird. Wir wurden mit seinem Geist gesalbt und werden allezeit durch denselben neubelebt und erbaut als ein Tempel und Heiligtum Gottes, als Heilige, in deren Herzen der Allerheiligste thront und heilig gehalten wird. So zitiert es auch der Apostel Petrus in seiner 1. Epistel, welche im Abenddienst des Sonntags gelesen wird: „seid heilig, denn ich bin heilig“ (1.Petr. 1, 16).
Seine allerheiligste Salbung befähigt uns erst zu einer Verkündigung des Evangeliums, welche vollkommen ist, deren Frucht bleibt und in die Vollendung führt – in die Erfüllung unserer Hoffnung, zur Auferstehung und Vollendung der Gerechten. Von der eucharistischen Dimension dieser Verkündung kündet uns auch das Evangelium des Tages, in welchem Jesus mit nur 5 Gerstenbrote und 2 Fischen die 5000 speist, so dass die Jünger noch 12 Körbe übrige Brotstücke einsammeln konnten. Nach diesem Wunder erkannten sie ihn als den Propheten, der in die Welt kommen sollte und welcher bereits von Moses angekündigt wurde: „Einen Propheten wie mich wird dir der HErr, dein Gott, aus deiner Mitte, unter deinen Brüdern, erstehen lassen. Auf ihn sollt ihr hören. Der HErr wird ihn als Erfüllung von allem erstehen lassen, worum du am Horeb, am Tag der Versammlung, den HErrn, deinen Gott, gebeten hast, als du sagtest: Ich kann die donnernde Stimme des HErrn, meines Gottes, nicht noch einmal hören und dieses große Feuer nicht noch einmal sehen, ohne daß ich sterbe.“ (Dt. 18, 15-16)
Bereits die Israeliten, welche damals beim Bundesschluss unten am Berg standen, wussten, dass sie nicht für sich allein vor Gott stehen und das Amen sagen, sondern für alle nachfolgenden Geschlechter, für das ewige Israel, so dass sie mit ihren Nachkommen verbunden waren, wie auch heute ihre Nachfahren mit ihren Vorfahren am selben Berg stehen. Durch das allerheiligste Mittel der Eucharistie sind wir Christen noch viel mehr verbunden mit dem ewigen Gottesvolk, vom Anfang bis zur Vollendung aller Dinge, aber auch besonders und in wahrhaftiger Weise mit dem ganzen Leben Jesu, seinem Bundesschluss mit seinen Aposteln im Obergemach vor seinem Leiden, aber auch – und vor allem mit der Vollendung der Heiligen Eucharistie im himmlischen Hochzeitsmahl des Lammes, an welchem wir nach göttlichem Recht mit Leib, Seele und Geist als Braut Christi in den himmlischen Stand des Gottessohnes versetzt werden zur Vollendung unseres Glaubens und zu unserer und Gottes Verherrlichung.
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