Am 40. Tag nach seiner Auferstehung „erhob Jesus seine Hände und segnete seine Jünger. Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben; sie aber fielen vor ihm nieder.“ (Lk. 24, 50-52) Nicht das geschaffene All empfing den eingeborenen Sohn Gottes, sondern die unerschaffenen Himmel. Im Thronsaal des Höchsten wurde unser Haupt empfangen, damit wir durch seine Augen als sein geheimnisvoller Leib die Unvergänglichkeit erfahren, die verborgene Welt des immerwährenden Seins. Bereits in seinem Antlitz leuchtete den Aposteln das Gesicht Gottes, des Ewigen auf – sie glaubten, was sie sahen, und legten Zeugnis davon ab. Heute hingegen ist uns nur das Gedächtnis der Herrlichkeit Christi beschieden.
Man kann sich dem apostolischen Zeugnis anschließen und an die Auferstehung und die Himmelfahrt Christi glauben. Auch ein solcher Glaube vermag stark und dermaßen überzeugend zu sein, dass keine Zweifel aufkommen. Es gibt jedoch eine andere Gaubensquelle, welche uns besser und vollkommener zu überzeugen vermag, damit auch wir zu Zeugen der Herrlichkeit Jesu werden – das verheißene Geschenk der Himmel, der Heilige Geist: „Und ich werde die Gabe, die mein Vater verheißen hat, zu euch herabsenden.“ (Lk. 24, 49) Der Geist des Lebens und der Wahrheit, der Geist Christi nimmt von dem, was des HErrn ist, und gibt es weiter, nämlich das Zeugnis Jesu. Im Licht dieses Geistes der Prophetie sind wir vollumfänglich befähigt, die Berichte und Zeugnisse der Hl. Schriften der Bibel zu lesen und zu verstehen. Wem die Quelle dieses Zeugnisses nicht nur verborgen, sondern auch fremd ist, der kann an den biblischen Aussagen nur zweifeln, da ihm die Ohnmacht der menschlichen verweslichen Natur das Verborgene nicht offenbart – „Denn der HErr hat über euch einen Geist der Ohnmacht gebracht; er hat eure Augen [die Propheten] verschlossen und euren Kopf [die Seher] verhüllt. So wurde für euch jede Offenbarung wie die Worte in einem versiegelten Buch: Wenn man es einem Menschen gibt, der lesen kann, und zu ihm sagt: Lies es mir vor!, dann antwortet er: Ich kann es nicht lesen, denn es ist versiegelt. Und wenn man das Buch einem Mann gibt, der nicht lesen kann, und zu ihm sagt: Lies es mir vor!, dann antwortet er: Ich kann nicht lesen. Der HErr sagte: Weil dieses Volk sich mir nur mit Worten nähert und mich bloß mit den Lippen ehrt, sein Herz aber fern hält von mir, weil seine Furcht vor mir nur auf einem angelernten menschlichen Gebot beruht, darum will auch ich in Zukunft an diesem Volk seltsam handeln, so seltsam, wie es niemand erwartet. Dann wird die Weisheit seiner Weisen vergehen und die Klugheit seiner Klugen verschwinden.“ (Jes. 29, 10-14)
Die königliche Salbung des Gesalbten, des Christus, das wahrhaftige Chrisam salbte uns am Haupt, nämlich am Haupt unseres himmlischen Königs, damit unsere Augensalbe uns die Augen öffnet, in unserer beständigen Anbetung den Mund Gottes zu sehen, das heilige Prophetenamt. Auch die geöffneten Ohren vernehmen in der Apostelstimme die Weisung Christi, damit wir nicht nur beten, sondern auch das Werk Gottes verrichten können. Deshalb feiern wir die Himmelfahrt Christi im Geheimnis unseres Seins, denn er machte unsere Hände zu seinen Händen, unsere Beine zu seinen Beinen – sein Leib sind wir, wenn wir beten und handeln, wenn wir reden und verkündigen – und auch dann sind wir sein, wenn wir sterben sollen, damit wir leibhaftig auferstehen und in der Erhebung unseres ganzen Wesens nach seiner Verheißung dorthin gelangen, wo er jetzt ist, um mit Ihm zu kosten die Wonne der Ewigkeit.
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