Bereits in der berühmten 9. Stunde (15 Uhr nach
der heutigen Zeitmessung) jenes Freitags vor Pascha, als Jesus Christus starb, als sich der Vorhang im Jerusalemer Tempel teilte, und als sich die Felsen spalteten, begann
das neue Leben – denn die Gräber öffneten sich, und die Leiber vieler Heiligen, die entschlafen waren, wurden auferweckt. Nach der Auferstehung Jesu verließen sie
ihre Gräber, kamen in die Heilige Stadt und erschienen vielen. (Mt. 27, 52-52)
Das Wasser Seiner Seite taucht uns in dieses neue Leben ein, und da ER im Tod den
Tod bezwang, so erwachen wir in der sterblichen Hülle unserer Leiber, ohne dieselben zu verlassen. Der äußere Geruch des Todes verbirgt in sich den Duft nicht nur eines
unsterblichen – vielmehr eines neuen und ewigen Lebens. In unserem Inneren ist Jesus, unser Leben – der Welt verborgen, uns zutiefst vertraut. Im Grabe auszuharren
bis zur Stunde der Befreiung, kennzeichnet unser Leben mit Schwäche und Trauer, mit Leid und Not; in jeder Lebensprüfung und in jedem Ungemach. ER tröstet uns jedoch durch seine
Anwesenheit, als Hoffnung, die Seine Gegenwart in uns weckt. Das Pascha unseres Glaubens aus dem heiligen Blut seiner Seite vertieft diese Seine göttliche Anwesenheit, ob wir
leben oder sterben – wir sind immer Sein. Diese eucharistische Ernährung und Tränkung unseres Glaubens läßt uns nach dem Leid auch die Herrlichkeit Seines österlichen
Sieges spüren. Ja, die Stunde naht, die Gräber zu verlassen, das neue Gewand der Unverweslichkeit anzuziehen, das Dienstgewand abzulegen, um in Sein Priestergewand gekleidet zu
werden. Da wir die Erweckung erfahren und dort Seine Auferstehung gesehen haben, dienen wir priesterlich über dem Grab unseres Leibes – denn wie Ihn der Geist, welcher das
Leben schafft, belebte, so stärkt uns die himmlische Salbung, damit wir nicht mehr vom irdischen versklavt bleiben, sondern vom himmlischen Priestertum befreit wirken. Dieses
Ostergeheimnis macht uns zu Seinen Zeugen, zu Seinen Heiligen.
Der Welt und vielen Menschen ist dieses Geheimnis fremd, gar befremdend. Ist es nur die Überzeugung, welche einem
Gefühl gleich uns von dem Gesalbten, von Christus überzeugt? Durch den HErrn Jesus, durch das wahre Paschalamm ist auch der Himmel aufgegangen. Wir haben mit der Liebe
unserer Herzen die Tore geöffnet und Gott empfangen. Unsere Hände sind zu seinen Händen geworden, welche segnen, heilen, trösten und erbauen. Es ist ein wirkender Glaube seines
verwandelten Auferstehungsleibes, welcher uns überzeugt. Nicht erst wir, bereits seine Jünger erfuhren es, warum das Geheimnis auch heute noch geheim bleibt, als sie ihn fragten
– HErr, warum willst du dich nur uns offenbaren und nicht der Welt? - Jesus antwortete: Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird
ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen. (Joh. 14, 22b-23)
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