Den Blick nach vorne gewandt, beginnt die Kirche mit dem ersten Sonntag im Advent das neue Kirchenjahr und blickt voll Hoffnung auf eine Zukunft, die ihr von ihrem HErrn und Haupt Jesus Christus verheißen wurde: die herrliche Ankunft des Messias in unseren Tagen.
Wer etwas neues beginnt, tut gut daran, ein fest gesetztes Ziel vor Augen zu haben. So auch die Kirche zu Beginn eines neuen Kirchenjahres. Wir blicken zu dieser Zeit nicht zurück auf den Anfang und die Gründung der Kirche oder des Gottesvolkes, sondern wollen uns das Ziel unseres Glaubens vor Augen führen – mit den Worten antiker Prediger ausgedrückt: „Der Läufer im Stadion soll den Siegeskranz bereits vor Augen haben, um den Lauf siegreich zu beenden“. Wir erwarten also eine Ankunft – so die Übersetzung des lateinischen Wortes Advent – nicht die Ankunft von Weihnachten, dem Weihnachtsmann oder gar dem Christkind, welche uns am heiligen Abend bescheren, sondern die Ankunft des Messias und seines Reiches, welcher die Gerechtigkeit und den Frieden dieser Welt bringen will.
Von der Sehnsucht nach dem Reich Gottes und seinem Frieden war wohl auch das Volk in Jerusalem erfüllt, wie uns das Evangelium des 1. Adventssonntags berichtet. Als Jesus auf einem Esel in die Stadt Jerusalem ritt, breiteten die Leute ihre Kleider auf dem Weg aus, rissen Baumzweige ab und riefen ihm zu: „Hosanna dem Sohne Davids. Gepriesen sei Er, der kommt im Namen des HErrn, Hosanna in der Höhe.“ (Mt. 21, 1-13) Doch Jesus erfüllte die Erwartungen des Volkes nicht so, wie das Volk es wollte. Er vertrieb die Besatzer nicht aus ihrem Land. Er ging in den Tempel und vertrieb die Geldwechsler und Taubenhändler, und rief aus: „Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Haus des Gebets sein und ihr macht daraus eine Räuberhöhle.“
Jesus, welcher die Verheißung hat, den Frieden dieser Welt zu bringen, lenkt unseren Blick mit seinen Worten auf seinen Tempel, das heißt, auch auf seinen geistigen Tempel, – seinen mystischen Leib – und auf das Gebet. Und in einer Zeit, welche geprägt ist von schwarz-weiß-Malerei, lehrt uns die Betrachtung Christi, zu differenzieren. Nicht einfältig sondern vielfältig ist das Handeln Gottes – und nicht nur sein Handeln, sondern auch Gott selbst und somit auch seine Kirche und sein Ratschluss wollen differenziert und in ihrer Vielfältigkeit betrachtet werden. Gott erfüllt seine Verheißungen auf seine Weise und in einer Art, welche seinem menschenliebenden Naturell entspricht!
Es scheint paradox zu sein. In einer Zeit, zu welcher in unserer westlichen Welt der Glaube immer mehr aus dem Alltag und auch aus den Herzen der Menschen verschwindet und eine geistige Finsternis sich breit macht, wird es in unseren Innenstädten immer heller! Der Apostel spricht in seiner Epistel freilich nicht von diesem Licht, wenn er ermahnt: Die Stunde ist gekommen vom Schlaf aufzustehen, denn jetzt ist unser Heil viel näher, als damals als wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nah. Lasst uns die Werke der Finsternis ablegen und anlegen die Waffen des Lichts. (Röm. 13, 8-14 )
Jesus Christus, welcher als das Licht der Welt uns sein Wort hinterlassen hat, welches die schärfste aller Waffen ist, hält uns am Anfang dieses Kirchenjahres, an diesem Neubeginn, zu einem Gebet an. Das Gebet im Advent und die Erwartung des erneuten Kommens Christi heiligen und reinigen uns und den mystischen Leib, die Kirche, in welcher und durch welche Christus erkannt werden möchte!
Möge der Heilige Geist, der Tröster, in dieser Adventszeit alle auf Christus und sein Heil Hoffende stärken und im Glauben und in der Liebe erneuern zu zubereiten auf die Begegnung mit unserem HErrn Jesus.
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