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Die Zeit nach Pfingsten

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Wir glauben an den Heiligen Geist, der durch die Propheten gesprochen hat“ – so wird es im Glaubensbekenntnis der Kirche bekannt. Folglich ist die Zeit nach Pfingsten dem Werk des Heiligen Geistes gewidmet, welches durch konkrete Zeugen in einem greifbaren Zeugnis wahrnehmbar ist. Wir betrachten und kosten nun den Glauben jener göttlichen Früchte, welche das Werk und die Erscheinung Gottes im Raum und in der Zeit bezeugen.

An erster Stelle ist uns die Frucht unseres Heils besonders heilig und rein, die Gabe unseres Vaters in Christo, dem Sohn des Höchsten: die Freudenbotschaft unserer Erlösung. Jesus von Nazaret ist das fleischgewordene Wort Gottes, der ewige Gottessohn, so wahrnehmbar in seinen Reden und Werken, und ebenso ist er der sterbliche Mensch, dessen Zeugnis und Sieg in der Auferstehung und Himmelfahrt das Evangelium vom Himmelreich zur Krone der Heiligen Schriften der Bibel machen. Selbst die außerbiblischen Zeugnisse im jüdischen Talmud (Synhedrin), in welchen die historischen Gerichtsprozesse aufgezeichnet sind, belegen, dass die in den 4 christlichen Evangelien beschriebenen Zeichen und Wunder Jesu tatsächlich und wahr sind. Als Jesus von den Jüngern des Johannes des Täufers gefragt wurde: „Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?“, antwortete er: „Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.
(Mt. 11, 3-6)

In den abendlichen göttlichen Lektionen vernehmen und betrachten wir mit Anbetung und Ergebenheit im Kern der Evangelien unseren Erlöser. In den äußeren Zeichen begreifen und verstehen wir die inneren, geistlichen Werte:

- Ohne Verständnis Jesu, wären wir blind; – sein Geist macht uns sehend, damit wir den Weg des Heils beschreiten, indem wir den Geist Gottes erfahren und die Gottesschau zuversichtlich erwarten.

- Ohne Vorbild Jesu wären wir lahm; – seine Fleischwerdung zu einem sterblichen Gotteszeugen leitet uns an, ihm nachzufolgen, sowohl in diesem Leben als auch über den Tod hinaus, in der Auferstehung und Entrückung seiner Himmelfahrt.

- Ohne Sterben Jesu wären wir von Sünde aussätzig und unrein; – seine Gerechtigkeit macht uns heilig und rein, damit wir den Vater im Himmel verherrlichen.

- Ohne Erscheinung des Auferstandenen wären wir geistlich taub; – seine vollendete Natur zeigte Jesus nur im Kreis seiner Jünger, damit durch ihr Zeugnis auch wir von der Vollendung hören, daran glauben und zu vollendeten Menschen werden können.

- Ohne Auffahrt Jesu wären wir bei lebendigem Leib tot; – seine Fürsprache vor Gottes Antlitz erhebt uns aus dem Tod und der Schwäche zum Werk des Lebens und der Hoffnung in der Fülle der Kraft und Herrlichkeit.

- Ohne Gabe seines Geistes wären wir verarmt; – seine Gottheit lässt uns aufhorchen, damit uns arme und sterbliche Geschöpfe das Evangelium erreicht, die Gnade und Barmherzigkeit eines liebenden und treuen Gottes.

In der Erwartung jenes Tages, wo der Glaube überholt werden wird durch das Schauen, am Morgen der abendlosen Erscheinung des wiederkommenden Christus, prüfen wir nun unsere Erwartung am Zeugnis der Vorboten seines Kommens. Um die Erfüllung aller göttlichen Verheißungen ohne Anstoß anzunehmen, lesen wir zunächst jeden Morgen die Schriften der Propheten, deren Licht uns vernünftig und gläubig stärkt. Daselbst lernen wir eine Sprache, welche nur in gläubiger und ausdauernder Betrachtung verständlich ist.

Wenn wir nur gelegentlich und ohne Glaubensverständnis das Alte Testament lesen würden, wären sie uns so befremdend, dass wir selbst an dem Messias Gottes Anstoß nähmen. Aber die Erwartung und Sehnsucht der Propheten und Priester des Alten Bundes nach dem kommenden Befreier zeigen geradezu auf, dass Gott und sein Sohn anders ist, als dies irgend ein Wort auszudrücken vermag. Als Gott ist Christus die Liebe, welche alle Menschen im Geheimnis des Heils trägt, und als Mensch ist Jesus das Licht, welches unser Leben ist, die Hoffnung auf Ewigkeit. So werden wir jetzt schon selig, im Aufbruch unseres Gottesdienstes, in welchem uns Gott wahrhaftig so nah und gegenwärtig ist, damit auch wir zu Zeugen werden und zum Zeugnis seiner Wahrheit und der ewigen Herrlichkeit.

 

 

 

Gebet vom 2. Sonntag nach Pfingsten

O Gott, Du Stärke aller derer, die auf Dich vertrauen, erhöre gnädig unser Flehen; und weil die Schwachheit der Sterblichen ohne Dich nichts vermag, so verleihe uns den Beistand Deiner Gnade, auf daß wir in Erfüllung Deiner Gebote mit Willen und Werk Dir wohlgefällig seien; durch Jesum Christum, Deinen Sohn, unsern HErrn, der da lebt und herrscht mit Dir und dem Heiligen Geist, ein Gott, in Ewigkeit. Amen.

 

 

 

 

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