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Die Auferstehung Jesu Christi und die Botschaft von derselbigen wurde zum Urlicht unseres Glaubens – des Glaubens an Gott, an Jesus und an das ewige Leben! Nicht alle freilich glaubten der Botschaft. Doch diejenigen, welche zum Glauben gekommen sind und durch die Praxis der kirchlichen Mysterien (Geheimnissen – das heisst Sakramenten) mit dem Mysterium von Kreuz und Auferstehung Jesu verbunden sind, erfahren sie in ihrem Leben: Die Kraft der Auferstehung und der Herrschaft Jesu. Sie erfahren sie im Genuss Seines Friedens, in vielen Momenten, wo ihnen, oft mitten in Schwermut und Bekümmernis, eine himmlische Leichtigkeit des Seins zuteil wird.
Und doch sind wir noch nicht ganz hindurchgedrungen zum Licht. Immer wieder ist es ein Kampf und immer wieder müssen wir uns neu aufraffen und uns neu aufstellen im Werk des Geistes.
„Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist.“ (Joh. 11, 25)
Wer ist es, der da redet? Jesus als Gott oder Jesus als Mensch? Wir dürfen es nicht trennen! Dem Menschen ist von Anfang an mehr gegeben worden, als er heute noch glaubt und erkennen kann. Ein Teil seiner Natur ist zwar irdisch, mit einem zeitlichen Anfang, ein anderer aber ist eine Gabe aus der Ewigkeit. Da sind zwei Seiten, die wohl zusammengehören, bei uns aber dennoch Konflikte bewirken.
Es ist weder willkürlich noch eine Gedankenlosigkeit, wenn Jesus von sich selbst als vom ‘Menschensohn’ spricht, hebräisch ‘Ben Adam’, genau so, wie auch der Prophet Hesekiel angesprochen wurde. Als ‘Menschensohn’ wurde der Prophet viele Male bezeichnet, und als solcher sollte er handeln:
Weissage dem Odem, weissage, Menschensohn, und sprich zu dem Odem: So spricht der HErr, HErr: Komm von den vier Winden her, du Odem, und hauche diese Erschlagenen an, dass sie wieder lebendig werden! (Hes. 37,9)
Und du, Menschensohn, nimm dir ein Stück Holz und schreibe darauf: Für Juda und für die Söhne Israel, seine Gefährten. Und nimm noch ein anderes Stück Holz und schreibe darauf: Für Joseph, das Holz Ephraims und des ganzen Hauses Israel, seiner Gefährten! Und füge sie dir zusammen, eins zum andern, zu einem Holz, so dass sie eins werden in deiner Hand! (Hes. 37,16-17)
‘Menschensohn’: Damit ist nicht der profane und gewöhnliche Mensch gemeint. Es meint den Menschen, bei dem die Ebenbildlichkeit Gottes sichtbar wird. Zur Ebenbildlichkeit Gottes sind auch wir berufen. Zwei Seiten unseres Wesens sollten wie gesagt eins werden, so wie das bei den Stämmen Juda und Joseph einst der Fall war und wieder sein soll.
Zwei Seiten hat der Mensch, welche entweder wie Katz und Hund sind, oder sich zur Einheit bringen lassen. Weder der gewalttätige Herrscher Kain noch der weltflüchtige Seelenmensch Abel, keiner war nach der Hl. Schrift im Bilde Gottes, sondern nach Adam erst wieder Seth, dessen dritter Sohn (1Mos. 5,3).
Haben wir es nicht vom Anfang unserer Berufung und unseres Weges erfahren und geglaubt, dass Vier eins sein sollten? Und dass Gott die Gegensätze zur Einheit beruft und führt? Als solche können wir auf eine Auferstehung und auf eine Vollendung der Kirche hoffen; und doch wankt unsere Hoffnung, solange wir es nicht ganz erkennen, und solange es uns nicht ein tiefes Bedürfnis ist, sich ganz auf ein Gegenüber mit einem anderen Grundcharakter einzulassen, sei es im persönlichen Leben und sei es in der kirchlichen Gemeinschaft.
Nach orthodoxer Auffassung ist es das Prinzip der Perichorese (= die Einheit der Schwangeren mit ihrem Kind), durch welche die Kirchen zur Einheit gelangen, eine gegenseitige Durchdringung der verschiedenen Personen und Gemeinschaften, die auf dem Weg des Glaubens sind. In diesem Prinzip verstehen wir die Einheit des Gottes- und Menschensohnes mit dem göttlichen Vater, welche Jesus in seinen Abschiedsreden bekannt macht: ‘Ich und der Vater sind eins’ (Joh. 10,30). Diese Einheit hat sein ganzes Leben lang bestanden UND wurde auch permanent hergestellt durch Gehorsam, Geduld und Ausdauer bis ans Ende. Wie der Vater im Gleichnis zu seinem Sohn sagt: ‘Du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, ist dein’ (Lk. 15,31)’, so gelangte auch Jesus, der sich selbst entäussernde Gottessohn, in Knechtsgestalt, als der Menschensohn, zu seinem Erbe, zum ewigen Leben und zur Herrschaft auf dem Throne Gottes des Vaters. Was er erbte, war schlichtweg ‘alles’, ‘das All’.
Was bei uns Menschen aufgrund des Sündenfalles und aufgrund unserer nach wie vor oft irdischen Sichtweisen zum Komplex wird, was uns immer wieder in die dieselbe Ecke drängt und in feindlichen Haltungen, Worten und Taten endet, das kann sich nur im Glauben auflösen, durch das Prinzip der Perichorese. Kein Zweifel, verschiedene Dinge müssen bei uns noch abnehmen und verschwinden; andere und bessere Ziele sollen unser Leben bestimmen. Dann kann sich das Mysterium von Kreuz und Auferstehung wieder mächtig zeigen. Mächtig zur Überwindung unserer Ängste, Vorbehalte, falscher Frömmigkeit und hinderlicher Rechthaberei.
Lasst uns unser Angesicht, unser Inneres, wieder wirklich auf Gott richten, mit Wille und Phantasie. Sollte der Herr das, was er an uns begonnen hat, nicht auch an uns vollenden? Verbinden wir unser ganzes Hoffen mit dem Glauben an das geistige Wesen und die befreiende Wahrheit der Auferstehungsbotschaft!
Christus lebt und wir in Ihm!
Halleluja!
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