Das im Rechteck zugeschnittene Tuch gehört zu den ältesten religiösen Schulterkleidern der jüdisch-christlichen Tradition. Mit seiner grundweißen
Farbe soll der Träger symbolisch die kindliche Unschuld anziehen, um sich somit Gott selbst, wie auch dem, das als das Heiligste gilt, zu nahen. Während dies in der jüdischen
Tradition ein Gewandstück ist – Gebetsmantel, sind in der christlichen Tradition daraus unmittelbar zwei, mittelbar jedoch vier Gewandstücke entstanden. Zunächst einmal
ist dies zum Albenuntergewand geworden, Amikt oder Schultertuch genannt, da man damit vor der Anlegung den Kopf bedeckt und es sodann auf die Schulter um den Hals lose, oder als
Kapuze niederstreift – ebenso wie den Gebetsmantel der Juden.
Als das zweite unmittelbar daraus erfolgte Gewand, ist es das oberste rechteckige Gewand, welches man dann anzulegen pflegte, wenn man sich dem
Allerheiligsten, dem Altarsakrament näherte, um das Sakrament zu entfernen oder in einer Segenshandlung zu verwenden.
Vom Ursprung entfernt ist das Pluviale, oder der sogenannte Rauchmantel. Dieses Gewand wird zwar über den Schultern außerhalb der eucharistischen
Feier gebraucht, besitzt jedoch nicht mehr die rechteckige Form. Es ist nämlich von der Kasel, dem eucharistischen Obergewand abgeleitet worden, welches wiederum sein Vorbild im obersten Gewand des
aaronitischen Hohenpriesters hatte. Der aaronitische Hohenpriester hatte die Kasel gebunden getragen. Beim Apostel Paulus wird die Kasel als Regenmantel (Failon
[Fälon] – Kaselbezeichnung in der Ostkirche; 2. Tim. 4, 13) genannt. Nun hatte man schon in der jüdischen Tradition die blaue Farbe des aaronitischen
hohenpriesterlichen Gewandes in Form von blauen Streifen am Gebetsmantel eingewoben. Dies war der Grund für die Entstehung eines blauen – purpurblauen Amtsmantels der
höheren kirchlichen Geistlichkeit. Lediglich in der Orthodoxen Kirche wird der Amtsmantel in der angedeuteten eckigen Form gebraucht. In allen übrigen behielt dieser Mantel
seine halbrunde Form, bekam jedoch zusätzliche Farben und Verwendungszwecke.
Aus dem Amtsmantel entwickelte sich sodann das kürzere Amtsgewand der Chortracht – Amtsschultergewand, sonst Mozetta oder Cimada
genannt.
1. Das Entfernungstuch – Segensvelum (Segensschleier) ist ein viereckiges Schultertuch, welches über die Schultern
gelegt bis zu den Knien reichen soll.
2. Es soll aus weißem Stoff angefertigt werden, mit oder ohne Schmuck der christlichen Symbole in der Mitte. Es darf unter dem Hals verschließbar
sein – mit einem Knopf, Band oder Schnalle und unterhalb der Gürtellinie mit Taschen wie Handgriffen versehen werden.
3. Grundlegend soll dieses Tuch beim Entfernen des heiligen Altarsakramentes, dasselbe verhüllend, gebraucht werden. Dabei wird es unmittelbar
vor der Sakramentsentfernung auf alle übrigen Gewänder zu oberst angelegt und nach derselben abgelegt.
4. Bei der Segensspendung mit dem heiligen Altarsakrament soll dasselbe Tuch als Segensvelum gebraucht werden. Ordentlicherweise wird dieser
höchste eucharistische Segen während der Doxologie der entsprechenden Cantica (biblische Lobgesänge – Benedictus und Magnificat) des Morgen- und Abenddienstes
gespendet. In diesem Falle wird das Segensvelum unmittelbar davor angelegt, wie üblich als das oberste Kleidungsstück, wird jedoch bis zum Abschluß des Dienstes, auch während
des üblichen Segens getragen.
5. Während des aaronitischen Segens pflegt die jüdische Priesterschaft ihren Kopf zu verhüllen. Bei den höchsten
eucharistischen Segnungen wird symbolisch das heilige Sakrament verhüllt, zum Zeichen, daß Jesus Christus unser wahrer Priester ist.
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