Ist es noch „zeitgemäß“, das Bibelwort „Diener“ zu verwenden? Unsere
Armut im Glauben und Hoffen vermag es gelegentlich nicht, den Gedanken Gottes zu fassen. Obwohl wir angeleitet sind, Gott mit all unserer Kraft zu lieben, was die Vernunft
einschließt, schwächt uns häufig unsere Umgebung, welche nicht nur mit einer neuen Sprache, sondern auch mit anderen Gedanken und Werten unsere Herzen füllt. Dies kann dem
Glauben abträglich sein und offenbart sich gerade darin, wenn wir Gott nicht mehr verstehen.
Dieses Unverständnis beginnt dann, wenn unser Christentum zu einer Religion wird
und wir den Glauben durch Lehrsätze und Auslegungen zu verstehen suchen. Der göttliche Geist der Gedanken hingegen enthält jene Größe unseres Gottes, dessen Hand das ganze
Universum hält, wie einen Reichsapfel des Königs. Wir sind kein Spielball im Sportwettbewerb, der Kunst des Sieges überlassen, so dass uns die Ungewissheit hin und her treiben
könnte, der gedankliche Krampf im Rätsel, wer wird erlöst und wer nicht. Seine Schöpfung nannte der Schöpfer „gut“, wie Jesus den Vater unseres Seins nennt, etwas
wertvolles vor unseren Augen. So ist das gesamte All, unser sichtbares Universum samt der verborgenen Welt der Engel, dermaßen kostbar, dass sie niemals in einer Katastrophe
untergehen, sondern zu einer neuen Schöpfung, in der Gestalt Gottes, zum Antlitz der Ewigkeit werden soll.
In der Erscheinung Christi erfüllte sich die Vision der Propheten – die Erde
wurde zum „Schemel seiner Füße“. Als Gott in Jesu Leib die Menschennatur annahm, beabsichtigte er nicht, nur unser Los zu kosten. Vielmehr nahm er uns in seine
Würde auf, damit wir heilig werden, wie er, der Heilige. Durch die Gabe des Verstandes oder der Vernunft sind wir nun zur gegenwärtigen Stunde noch fähiger geworden, als jemals
zuvor, das Heilige vom Nichtheiligen zu unterscheiden, das Sakrale vom Profanen oder Weltlichen. Folglich sind die Überlegungen und unsere Gedanken nicht schlecht, wenn wir das
Gute suchen und fördern, und wenn wir in Erkenntnis und Erfahrung wachsen. Als ein weltliches Mittel der Ausbildung und der Kultur dienen sie dem Wohlstand, auch einem
religiösen Frieden. Früher dienten die Diener ihren Herrschaften und den Königen, heute dem Recht und der Gerechtigkeit. Die Diener Christi sind etwas anderes!
Unser Heiland öffnete uns die Augen für das Heilige, dafür, was in den Augen Gottes
gut ist. Das Heilige hebt sich vom Weltlichen im Licht ab, im Licht des Alls, welches die Natur Christi ausmacht. Er ist das Licht – wie wir Menschen – welches
erschien, um mit uns ein einiges Licht zu sein, Emanuel – Gott mit uns. Ihm dienen wir nicht auf die Weise, wie es in unserer Welt verstanden wird, sondern wie es dem
Heiligen und seinem Heiligtum entspricht. Mit dem Sohn Gottes, welcher nach seiner Menschennatur geringer ist als sein Vater, dienen wir Gott im Geheimnis unserer Einheit, im
Stand der Heiligkeit. Wie einst der Hohenpriester eines vergänglichen Heiligtums in der Wüste, sind wir mit Jesus Gott dem HErrn heilig – die Priester des
Höchsten.
Unser Priesterdienst (alttestamentlich Liturgie) macht uns zu Dienern in
diesem neuen Sinn, wenn wir dem einziggeborenen Sohn und Hohenpriester unseres Glaubens gerade dadurch zur Hand gehen, indem wir einander dienen. Dieser Dienst hat im
Heiligtum einen anderen Wert, als das weltliche Dienen und Bedienen. Unser Gottesdienst versetzt uns in die selige Gottesschau, die Betrachtung Gottes und seines Wortes, damit
wir kraft unserer Salbung, in der Befähigung durch den Heiligen Geist, das Gesehene offenbaren, wie die Propheten, und auf die Weise Jesu herrschen, wie die Könige. Die Diener
Christi sind folglich die Diener der Kirche durch die Gaben des Heiligen Geistes. Und wie sich diese Gaben unterschiedlich erfahren lassen, um die Fülle und Vielfalt Gottes zu
offenbaren, führen wir den heiligen Auftrag unseres Dienstes in jener Gestalt aus, wie wir denselben erfahren haben, im besonderen und im allgemeinen Priestertum.
Die Diener der Kirche sind Priester Gottes. Als priesterliches Geschlecht gelten
alle Getauften, welche vom Geist Gottes zu Verkündern (Propheten) und Herrschern (Königen) geheiligt und gesalbt sind. Sofern sie zu keinem besonderen
priesterlichen Auftrag berufen sind, werden sie auch Laien genannt.
Ein Laie (abgeleitet vom griechischen Wort laos: Volk)
ist kein Unwissender, sondern jener begnadete Mensch, welcher sich seiner Zugehörigkeit zu dem einen Volk Gottes bewusst ist, wie wir die Gestalt des geheimnisvollen Leibes
Christi verstehen. Wir sind in einem Leibe unter einem Haupt, wie uns der eine Christus am Thron Gottes vertritt, nämlich jener – Jesus von Nazaret, der uns dazu brachte,
als einzelne vor Gottes Antlitz im Gebet zu erscheinen, wie sein ganzes ewiges Volk – Gott, unserem Vater, heilig.
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