Mit der Welt einer Vergänglichkeit, in welcher immer noch Tod und Leiden, auch Hunger und Armut herrschen,
verbinden uns geistlich, seelisch und leiblich die Schuld und die Sünde. Obwohl diese am Kreuz und in den Leiden unseres HErrn überwunden sind, schwächt uns die Bitterkeit des
schlechten Gewissens und die Erfahrung des Todes unserer Nächsten dermaßen, dass sich mit Recht viele fragen – warum? Christus lebt, mit ihm auch wir – Er ist unser
Leben, unser ewiges Leben, und auch unsere Hoffnung, ja gar die Gewissheit unseres Heils.
Im Geheimnis dieser Erlösung gibt es keine Fristen und Zeiten – dasselbe
Mysterium gilt jederzeit und ewig, geborgen in der Weisheit des Höchsten und in seinem Gnadenratschluss. – Nach diesem Heil haben die Propheten gesucht und geforscht
und sie haben über die Gnade geweissagt, die für euch bestimmt ist. Sie haben nachgeforscht, auf welche Zeit und welche Umstände der in ihnen wirkende Geist Christi hindeute,
der die Leiden Christi und die darauf folgende Herrlichkeit im Voraus bezeugte. Den Propheten wurde offenbart, dass sie damit nicht sich selbst, sondern euch dienten; und jetzt
ist euch dies alles von denen verkündet worden, die euch in der Kraft des vom Himmel gesandten Heiligen Geistes das Evangelium gebracht haben. Das alles zu sehen ist sogar das
Verlangen der Engel. (1. Pt. 1, 10 - 12)
Die Vorstellung, am Tod und Leiden unseres HErrn gäbe es Mängel im Verdienst oder in der Vollkommenheit, besitzt keine prophetische Legitimität. Der Geist der Weissagung und prophetischer Rede ist Gott in seiner ureigenen Person – unbeirrbar und tadellos. Sein Zeugnis durch die von
Ihm begabten und gesalbten Menschen offenbart untrügliche Weisheit und die himmlische Sicht jener wirksamen Gnade, welche Engel in dem Lamm unserer Erlösung in ihrer
Wirklichkeit nun sehen, und wir im heiligen HErrenmahl der Eucharistie zu kosten vermögen – nämlich die Fülle des Lebens und die Befreiung. Folglich ist es nur rechtens,
wenn wir dies in Anspruch nehmen, – die Begnadigung in unserer Niedrigkeit, wenn wir fallen oder sündigen. Hierbei mögen wir meinen, von der Vollkommenheit des Opfers
Christi zu leben und sie daselbst zu bezeugen – ein Irrtum wäre es jedoch, wenn wir dabei ohne Bußfertigkeit und die Besserung unseres Lebens verblieben. Im Auge des
geschädigten Betrachters besäße somit das untadelige und einmalige Opfer Mängel. Erst die konkrete Buße, welche ein Ausdruck jener Salbung ist, die nach der Bergpredigt im
Verborgenen geschieht, vervollständigt dem vom Sünder Geschädigten, was in seiner Betrachtung an den Leiden Christi noch fehlt – die Genugtuung der
Versöhnung.
Solange wir das Heil unseres Erlösers rein persönlich in Anspruch nehmen, ohne die
tatsächliche Umkehr zum Wohl des geheimnisvollen Leibes Christi, schädigen wir nicht nur dem Ruhm des Heiligen. Zu Boten seiner Geheimnisse und zu schauenden Propheten derselben
sind wir kraft unserer Taufe und Versiegelung geworden, damit wir ein Amt ausleben – das Heil aller Menschen aus der einen und einmaligen aufopfernden Hingabe Jesu
Christi. Dieses wahrhaftig heilige Amt des göttlichen Geistes üben wir mit Buß- und Fastenübung aus, sowohl öffentlich als auch verborgen im Kämmerlein unseres Herzens –
wie in der Liturgie der Anbetung, so auch in der Liturgie der Sakramente. Dadurch wird die Kirche als Braut Christi erbaut, wie sie auch gegründet wurde, als Zeuge und Zeugnis
dafür, wie unser Erlöser erscheint: – als Opferpriester und als Opfer zugleich, damit es sowohl die Vernunft und der Geist jedes Betrachters vernehme – unser Messias
Jesus ist der Sohn Gottes, uns zum Heil und zum Ruhm unseres Vaters.
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