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Liturgisch | Beitrag

Novene

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Die Ordnung der Novene hat ihren Ursprung in den neun Tagen von der Himmelfahrt des HErrn Jesus Christus bis zum Tag vor der Ausgießung des Heiligen Geistes an Pfingsten.

Diese Zeit war zum einen geprägt von der Erwartung, dass der HErr das Reich für Israel wieder herstellt, und zum anderen wurde erwartet, dass sich die Verheißung der Sendung des Heiligen Geistes erfüllte, welche der HErr kurz vor der Himmelfahrt wiederholte:


  • Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt. 5 Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft. 6 Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her? 7 Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. 8 Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde. 9 Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. (Apg 1,4-9)

  • Nach der Himmelfahrt waren es um die 120 Personen, Frauen und Männer, welche in diesen Tagen ständig zusammenblieben und einmütig im Gebet verharrten. Das hauptsächliche Gebetsanliegen waren sicherlich die Wiederherstellung des Reiches und die Erfüllung der Verheißungen.

  • Dann kehrten sie vom Ölberg, der nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück. 13 Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben: Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Zelot, sowie Judas, der Sohn des Jakobus. 14 Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern. 15 In diesen Tagen erhob sich Petrus im Kreis der Brüder - etwa hundertzwanzig waren zusammengekommen - und sagte: … (Apg 1,12-15)

  • Diese neun Tage waren also keine Vorbereitungszeit auf den kommenden Pfingsttag, welcher das jüdische Wochenfest war, sondern erfüllt vom Gebet um die Aufrichtung des Reiches Gottes! Auch die Zahl der 120 Personen ist kein Zufall, sondern entspricht der jüdischen heiligen Versammlung, dem Rat der Ältesten, welcher in der Zeit nach der Rückkehr aus dem Exil in Babylon von 70 auf 120 erweitert wurde (noch heute hat das israelische Parlament / Knesset 120 Sitze). Diese Versammlung hatte also einen amtlichen Charakter und weist auf den Gebetsauftrag der Erstlinge und Ämter hin, welche insbesondere durch das Gebet ihrem Volk und den ihnen Anvertrauten dienen.

  • Am 10. Tag nach der Himmelfahrt erfüllte sich die Verheißung durch die Ausgießung des Heiligen Geistes auf diese 120 Personen. Die 10 ist das Maß des Allerheiligsten in der Stiftshütte (10 x 10 x 10 Ellen) und weist auf die Vollkommenheit, die Vollendung hin. An den hohen Feiertagen tauchen wir ein in die Mysterien unseres Glaubens, lassen uns berühren von dem Reich Gottes, das bereits mitten unter uns ist, wenn auch verhüllt unter der Hülle irdischer Dinge. So ist dieser Übergang von den 9 Tagen, an welchen wir für die Erfüllung der göttlichen Verheißungen und die Aufrichtung Seines Reiches beten, zum 10. Tag ein Ausdruck unseres Glaubens, dass der Sieg, welchen unser Herr Jesu am Kreuz für uns alle errungen hat, auch in der Kirche errungen wird und wir, verwandelt durch Gottes Tat, dorthin gehen dürfen, wohin der Herr Jesus uns vorausgegangen ist, in das Allerheiligste des Himmels, vor den Thron Gottes, wo wir Gott sehen dürfen, wie Er ist!!

    In den Novenen vor den hohen Festen beten wir also darum, dass die göttlichen Verheißungen sich erfüllen, der HErr wiederkommt und Sein Reich aufrichtet. Dies tun wir, indem wir entsprechend dem folgenden, hohen Feiertag unseren Glauben durch passende Symbole ausdrücken.

  • Vor Weihnachten durch das Entzünden der Osterkerze, denn in Christus kam das Licht Gottes in diese Welt, und durch die gesungenen Betrachtungen über Jesus Christus, unseren König und Erlöser, verbunden mit der Bitte: „Deinen Sohn lass vor aller Augen offenbar werden, gekleidet in Deiner Macht und Majestät – ...“ erflehen wir Seine Wiederkunft in Herrlichkeit und Kraft und Macht.

  • Vor Ostern durch das Streuen der Asche auf unsere Häupter an der Ostpforte, verbunden mit dem Spruch: „Richte dein Gesicht zu Gott, dem HErrn!“ Die Asche wurde gesammelt in den Diensten mit Fürbitte während der 40 Tage vor Ostern, denn die Fürbitte Jesu allein (an welcher wir gewürdigt sind, Anteil zu nehmen) vermag uns zu erretten aus der Vergänglichkeit. Auch das Ablegen der Kopfbedeckungen, besonders der Frauen, weist auf die Hoffnung hin, dass die Decke der Vergänglichkeit, welcher über der Schöpfung liegt, durch die Fürbitte zerrissen wird.

  • Vor Pfingsten durch das Sprengen des geweihten Wassers (Wasser des Lebens), welches im prophetischen Bild unter der Tempelschwelle hervor strömt und das salzige Wasser gesund macht. Der Tod soll überwunden werden durch das Leben des Auferstandenen und in der Fülle des Heiligen Geistes.


  • Die Novenen werden jeweils mit der Feier einer gewidmeten Eucharistie abgeschlossen, in welchen die Anliegen der Novenen nochmals zusammengefasst werden. Eine Besonderheit ist hierbei die Eucharistie zum Abschluss der Novene vor Pfingsten, in welcher während des großen Einzugs in der Ostpforte, mit den Gaben von Brot und Wein in den Händen, besondere Gebete für die Ämter und alle Angehörigen des göttlichen Altares verrichtet werden. Denn so wie die Gaben durch die Ostpforte zum Altar getragen werden, um dort geheiligt zu werden zum Leib und Blut Christi, so verbinden wir mit diesen Gaben auch uns selbst, unseren Glauben und unsere Hoffnung, durch Christus vor den Thron Gottes getragen und verwandelt zu werden in Seine Vollkommenheit.

 

 

 

Barmherziger HErr Jesus, Du versammelst Deine Kirche im Heiligen Geist; wir flehen Dich an, gib, daß sie Dir von ganzem Herzen diene und in aufrichtiger Liebe zur äußeren Einheit zurückfinde. Erhöre uns, Christe, der Du lebst und herrschst mit dem Vater, in der Einheit desselben Geistes, ein Gott, in Ewigkeit. Amen.

Eines der Tagesgebete während der Pfingstnovene

 

 

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