Der Leuchter in einem Gotteshaus gehört seit Urzeiten zu den Grundeinrichtungen des Heiligtums. Schon das
Heiligtum Gottes in der Wüste und später in Jerusalem waren vom Licht des siebenarmigen Leuchters erhellt. Das Licht dieses Leuchters ermöglichte den Priestern den Dienst im
ansonsten dunklen Raum des Heiligtums, es ermöglichte die Bedienung des Schaubrottisches und des Rauchopferaltars. Es war Grundvoraussetzung und Bestandteil des Gottesdienstes
im Heiligtum.
Heute ist neben der elektrischen Beleuchtung immer noch ein besonderes Licht und der Gebrauch von Leuchtern und
Kerzen eigentlich in der ganzen Christenheit üblich. So wird mit dem Sakramentslicht oder mit dem Ewigen Licht eine besondere Gegenwart Gottes in unserer Mitte bezeichnet.
Dieses Licht bezeichnet die Gegenwart des Ewigen, welchen wir im Glaubensbekenntnis das „Licht vom Licht“ und den „Gott von Gott“ nennen, es bezeichnet und bezeugt
die Gegenwart Jesu Christi im allerheiligsten Altarsakrament. Der gläubige Genuss dieses Sakraments, welches wie alle Sakramente ein äußeres sichtbares Zeichen für eine innere
unsichtbare Gnade ist, lässt uns teilhaben an der Frucht des Baumes des Lebens, welcher Jesus Christus ist, also an seiner Frucht, d.h. an all seinen Verdiensten, die er
für uns erworben hat – und dadurch an ihm selbst.
Aber auch bei der Verkündigung des hl. Evangeliums bezeugen wir mit einem besonderen Licht die Gegenwart Christi
im Wort. Christus, das Wort Gottes, der Logos, gibt allen Dingen einen Sinn, so auch unserem Leben in dieser Nachtzeit seiner physischen „Abwesenheit“, in welcher er uns
nicht als Waisen zurückgelassen hat, sondern uns den Tröster, den Heiligen Geist gesandt hat, welcher an Pfingsten auf die im Abendmahlssaal versammelte Kirche in Gestalt von
kleinen Lichtern oder Flammen herab gekommen ist, um sie mit der vollkommenen Kraft seiner Gaben zu stärken und auszurüsten. Auszurüsten für den Anbruch des Tages, von welchem
der Morgenstern in unserem Herzen schon Kunde geben soll – vom Tag des Heils, oder mit anderen Worten, vom Tag der Apokalypse, d.h vom Offenbarwerden Jesu Christi, des
großen Gottes und Heilandes.
Dieser Geist bewirkt nun, dass wir im Geheimnis des Kreuzes Christi, aus dessen Seite in seiner Todesstunde Wasser
und Blut geflossen sind, in seinen Leib eingepflanzt und zum Tempel des Heiligen Geistes erbaut werden. Denn Christus ist der einzige Weg zu Gott und in ihm und durch ihn können
wir dem Vater die Anbetung und den Lobpreist darbringen. Es ist allein das Verdienst der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, also die Annahme der Menschheit in Gott, welche
uns in diesem Geheimnis einen Weg zur Vergöttlichung ermöglicht hat.
Christus verglich seinen Leib mit dem Tempel, welcher in drei Tagen wiederaufgerichtet werden
würde; – wir gehören diesem Tempel an. Jesus sagte von sich „Ich bin das Licht der Welt“ – wir sind es nach seinen Worten auch. In Christus ist das Reich
Gottes bereits da und es kommt noch – in uns soll die Fülle der Erlösung ebenso sichtbar werden und Gestalt annehmen, zum Zeugnis und zur Freude seiner
Gesalbten.
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