Alles und jeder, den der Odem Gottes anhaucht, erfährt die Herrlichkeit Gottes auf eine schwer zu
beschreibende Weise; es ist meistens ein himmlisches Ereignis in unserem Leben, verbunden mit dem Bedürfnis, Gott anzubeten und zu preisen. Es mag durchaus sein, dass uns
eine Predigt, ein geistliches Zeugnis oder eine Liebestat des Nächsten in dieser Gotteserfahrung bestärkt – schließlich glauben wir ja auch, in der Liebestat am Nächsten
dem HErrn Jesus zu dienen, ob wir jemandem geistlich oder materiell helfen, oder von Christus Zeugnis ablegen, indem wir Gnade, Friede und Heil bekunden. Diese Gotteserfahrung
leitet viele mitgläubige Christen dazu an, zum Gebet und Lobpreis, zur Anbetung und Ehrung Gottes zusammenzukommen und in der Versammlung zu beten und zu singen. Den Verlauf
solcher Anbetung können keine vorgefassten oder vorgesetzten Ordnungen bestimmen, selbst auf die Knie zu fallen, und zu sagen – „Dich, o himmlischer Vater, bete ich an,
verherrliche und lobpreise ich“, ist Gott wohlgefällig und angenehm. Trotzdem ist dies nicht das, was wir Christen für den Lobpreis Gottes halten! Es entspricht nicht dem
Auftrag Jesu (Mt. 5, 48) – Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist. Denn meistens sind es Erfahrungen und Zeugnisse, welche
aus einer persönlichen Sichtweise stammen und von Einzelnen, wie auch von Gruppen gerechterweise für unser tägliches Leben erbaulich sind. Der Lobpreis der Erlösten besingt
jedoch nicht unsere persönliche und private Sicht der Gotteserfahrung! Nach biblischem und in der Kirche Jesu bezeugtem Prinzip ist es die Liturgie, in welcher Gott gepriesen
werden möchte, ein Ausdruck der Gemeinschaft im göttlichen Hauch, im Heiligen Geist, dessen Zeugnis und Werk uns sowohl in der Erkenntnis, als auch in der Anbetung einigt, wie
es auch der Seher Johannes bezeugt: – Dann sah ich ein anderes Zeichen am Himmel, groß und wunderbar. Ich sah sieben Engel mit sieben Plagen, den sieben letzten; denn
in ihnen erreicht der Zorn Gottes sein Ende. Dann sah ich etwas, das einem gläsernen Meer glich und mit Feuer durchsetzt war. Und die Sieger über das Tier, über sein Standbild
und über die Zahl seines Namens standen auf dem gläsernen Meer und trugen die Harfen Gottes. Sie sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied zu Ehren des Lammes:
Groß und wunderbar sind Deine Taten, HErr, Gott und Allherrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind Deine Wege, Du König der Völker. Off. 15,
1-3
Als wir zum Glauben kamen, überzeugten uns nicht die „klug ausgedachten Geschichten“, auch dann
nicht, wenn wir aus Treue zu unserer christlichen Tradition den Glauben bekannten, sondern die Erfahrung Gottes, der konkret in Erscheinung getreten ist, nicht nur in unseren
alleinigen Lebensumständen, sondern vor aller Augen! Bereits als Gott das irdische Wesen (hebr. adam) des Menschen (hebr. isch) gebildet, ist er
erschienen, sowohl vor, als auch nach dem Sündenfall, aber auch als das Opfer Abels Annahme fand. In Abraham wurde dieses Geschlecht kraft göttlichem Werk und Offenbarung
geheiligt, als der Sohn der Verheißung (Gal. 3, 6) geboren wurde. Mose sah die Herrlichkeit Gottes (gr. Doxa / hebr. Qawod), ließ sich anleiten und
unmittelbar priesterlich (Mose und Aaron sind unter seinen Priestern – Ps. 99, 6) aussenden, um das Volk Israel angesichts der Großtaten Gottes in die
Freiheit herauszuführen und im Bündnis mit dem handelnden Gott ein ewiges Zeugnis über die priesterliche und königliche Weihe desselben Volkes abzulegen: – in einem
prophetischen Lied, welches selbst die vollendeten Erlösten vor dem Thron Gottes in Herrlichkeit singen sollen. Immer, wenn vom Lobpreis in den Psalmen, prophetischen Büchern
und anderen biblischen Texten die Rede ist, ist der bezeugte und vorgetragene Lobpreis gemeint, welchen der Heilige Geist erwirkt und gegeben hat. Solche Lobpreisungen sind
heute in nahezu allen menschlichen Sprachen nachlesbar, und da sie aus Gott stammen, sind sie in Vollkommenheit das Opfer des Lobes, nämlich die Frucht der Lippen, die seinen
Namen preisen (Hebr. 13, 15).
Somit ist die Liturgie nichts anderes, als eine andere Art, die heiligen Schriften der Bibel im Gesang und Gebet
vorzutragen. Heilige Liturgie sagen wir, weil ER, unser Gott heilig ist, und uns Gnade schenkt, auf diese priesterliche Weise die Gemeinschaft auch mit IHM zu erleben und mit
vollkommenen Opfern IHN zu ehren! Nebst den Psalmen und den erwähnten Lobpreisungen sprechen wir gemeinsam und einzeln die Bitten, Gebete, Danksagungen und Fürbitten, welche aus
biblischen Worten und Gedanken zusammengesetzt sind; und auf priesterliche Weise wirken wir als Diener Christi Jesu im Werk des Evangeliums Gottes, denn alle sollen zu
einer Opfergabe werden, die Gott gefällt, geheiligt im Heiligen Geist (Röm. 15, 16).
Es ist derselbe Geist, der den Gottessohn mit dem Vater eins macht und durch die Kraft unzerstörbaren
Lebens (Hebr. 7, 16) ins ewige Priestertum eingesetzt hat, wodurch wir den Geist der Priesterschaft empfangen, ob nach der Weise Moses unmittelbar oder nach
der Weise Aarons mittelbar. Kraft dieser priesterlichen Gnadengabe (Charisma der Amtsgnade) feiern wir Gott im liturgischen Dienst und bringen den Lobpreis
dar:
(Ex. 15, 17b-18)
Einen Ort, wo Du | thronst, o HErr, * den | hast
Du Dir bereitet; * ein Heiligtum, HErr, haben Deine Hän|de gegründet. * Der HErr ist König |
für immer und ewig.
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