Im Verständnis unseres Glaubenshintergrunds sind die heiligen Sakramente kein Ausdruck irgendeiner Konfessionalität, sondern des katholischen Glaubens
– katholisch bedeutet hier das Bekenntnis zur universalen Stiftung unseres HErrn Jesus Christus, die man „allgemeine Kirche“ zu nennen pflegt. Folglich soll jede
sakramentale Handlung losgelöst von jedem christlichen Sonderbekenntnis verstanden werden.
Im Gegensatz zu den übrigen liturgischen Diensten, welche ursprünglich bei uns komplett dem „Book of Common
Prayer“ entnommen und durch den Gebetsschatz verschiedener christlicher Traditionen, aber auch durch eigene Texte (z.B. durch die Erweiterungen der Bitten für das
4-fache Amt und für den Engeldienst in der Litanei, die ansonsten zu 100 % dem „Book of Common Prayer“ entnommen ist) vervollständigt sind, steht die Feier der
heiligen Eucharistie in der altorientalischen Tradition, die ihrerseits als Vorbild aller eucharistischen Traditionen auch kappadokisch genannt wird. Genauere Quellen unserer
Ausgangsliturgie aus dem XIX. Jahrhundert kann man den Vorlesungen über die Liturgie von John B. Cardale entnehmen.
Heute haben wir die Eucharistiefeier in derselben Tradition durch das „Postsanctus“ und die „Mementos“
(Gedächtnisse derselben Quellliturgie) vervollständigt. Diese Liturgie besteht in der Hauptsache aus 2 Teilen. Nach ihrem äußeren liturgischen Vollzug – dem kleinen
und dem großen Einzug –, werden sie als Wort- und Sakramentsdienst bezeichnet, welche in manchen Überlieferungen Katechumenen- und Gläubigenliturgie genannt werden. Die
Vorbereitung auf den kleinen Einzug besteht aus der Anrufung, dem gemeinsamen Sündenbekenntnis samt Absolution und Friedensgruß, den Psalmversikeln und dem Einzugsgebet. Nach
dem Kyrieruf, welcher als die Bitte um die Annahme unseres Dienstes verstanden wird, erfolgt der kleine Einzug – währenddessen der urkirchliche Hymnus der ambrosianischen
Mailänder Liturgie „Ehre sei Gott in der Höhe“ gesungen wird. Mit dem liturgischen Gruß und dem Versammlungsgebet wird in üblicher Weise der Wortgottesdienst
eröffnet, dessen Abschluss seit dem IV. Jahrhundert in allen christlichen Traditionen das Glaubensbekenntnis bildet. Den großen Einzug kennzeichnet der 43. Psalm – „Sende
uns, o HErr, Dein Licht“, welcher den traditionellen Beinamen „Introituspsalm“ trägt. Während die Messe nach der Ordnung (Gesetz) des römischen Hofes
(die päpstliche alternative Liturgie, die neben der gregorianischen 3. Liturgie und anderen zeitgleich gebrauchten Liturgien seit dem VI. Jahrhundert im Gebrauch ist –
später tridentinische Messe genannt – und somit keine Liturgie aller Zeiten und folglich keine Quellliturgie ist) denselben der gesamten liturgischen Feier der
Eucharistie voranstellt, verwenden wir den Eingangspsalm bei der Eröffnung der Gläubigenliturgie. Die Gestalt des Sakramentendienstes bleibt in der erwähnten Quelltradition und
schließt die Berakha (Birkat ha mazon – die alte Tischeucharistie) samt urkirchlichem Gebetsschatz ein.
Die Wertung der altorientalischen Quellliturgie begegnet uns vielfältig in den liturgiewissenschaftlichen
Beiträgen bis zum heutigen Tag, so dass sie keines besonderen Quellennachweises bedarf. Denn die schriftlichen Zeugnisse reichen bis ins II. Jahrhundert zurück, in einen
Zeitraum, in welchem noch der Kanon der neutestamentlichen Schriften und dieselben redaktionell im Entstehen waren. Dass die erwähnten liturgischen schriftlichen Zeugnisse nicht
nur in die Zeit der sogenannten apostolischen Kirchenväter zurück greifen, sondern gar die urchristliche Liturgie wiedergeben und von jeglicher Konfessionsanbindung losgelöst
betrachtet werden, bezeugt auch der Umstand, dass die Gestalt der heutigen jüdischen synagogalen Liturgie ihre Quelle in der christlichen altorientalischen Liturgie findet und
somit unzweideutig davon Zeugnis ablegt, was und wie der HErr Jesus mit seinen Jüngern einst gebetet hatte. Die reichhaltigen Quellennachweise kann man der Publikation „Der
jüdische Gottesdienst in seiner geschichtlichen Entwicklung“ von Ismar Elbogen entnehmen – daselbst kann man das urchristliche Verständnis des vierfachen
Gebets und des vierfachen Amtes gewinnen.
Wenn man die Entstehungsdaten sowohl unserer ursprünglichen als auch der vervollständigten
liturgischen Ordnungen anschaut, und die Verfügbarkeitsdaten der Fachliteratur, die liturgiewissenschaftlichen qualifizierten Erkenntnisse und diesbezüglichen Werke vergleicht,
wird man sehr leicht die eigentliche konfessionslose Quelle unserer heiligen Liturgie ausmachen – nämlich das Werk des Heiligen Geistes im doppelten Zeugnis der Propheten
und der Apostel, entsprechend der Ankündigung Jesu – „deshalb hat auch die Weisheit Gottes gesagt: Ich werde Propheten und Apostel zu ihnen
senden (und sie werden einige von ihnen töten und andere verfolgen)“. (Lk. 11, 49)
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