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Wir glauben an den einen Gott

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Der Gottesbezug bei uns Christen gestaltete sich in den beiden Jahrtausenden nach Christus eher auf eine theologische und philosophische Weise als auf die Weise Jesu. Mit den Theologen und Schriftgelehrten seinerzeit ließ sich unser HErr immer wieder in kritische Gespräche ein. Meistens wollten sie ihn prüfen, und legten dabei jedes seiner Worte auf die „Goldwaage“. Die Pharisäer, wie die Theologen damals hießen, wollten dem HErrn irgend einen Bundesbruch nachweisen, um seinem Ansehen und Ruf zu schaden, und ihn an die Inquisition (an das Gericht) des religiösen Hohen Rates zu überliefern. Sie stellten Jesu so die Gottesfrage, um seine Gottessohnschaft fragwürdig zu machen. Doch bei all dem theologischen Wissen und Können, das sie zutage brachten, erreichten sie von ihrem Vorhaben nichts. Ohne ihnen aus dem Weg zu gehen, stützte sich Christus auf die Bundeszeugnisse der Hebräer, und belegte unausweichlich ein anderes Wissen als das Können menschlicher Lehrer. Sein Lehramt ist keineswegs als Kritik an der Lehre der Gelehrten zu verstehen – in bestimmten Grundsätzen ist eine breite Übereinstimmung des Evangeliums mit den Lehraussagen der Großen Synode feststellbar. Anstatt an ihren Lehren übte Jesus Kritik an den Gelehrten selbst. Er forderte sie zu einer Reinheit des Herzens auf, denn einem reinen Herzen entstammen ebensolche Gedanken, Worte und Werke, und einem anderen Herzen eher die unreinen.

Was ist aber ein reines Herz? Gewiss ist das Herz im geistlichen und biblischen Sinn eine Quelle unserer Gedanken, und zugleich der Antrieb unserer Worte und Werke. Sind folglich diese Zeugnisse ein Indiz für ihre Quelle? Wenn unser Glaube mitsamt seinen Auswirkungen selbst aus einem reinen Menschenherz abstammt, bleibt derselbe trotz aller Reinheit nur menschlich. Ein reines Herz, welches die göttlichen Gedanken fasst und entsprechende Werke hervorbringt ist offenbar etwas anderes als die innere Stimme des eigenen Gewissens. Der Prophet spricht und erwirkt aus seinem Herzen Göttliches, so dass man ihn „an seinen Früchten“ prüfen kann. Diesen Maßstab, sowie die Ermahnung zu einem reinen Herzen, setzte der HErr auch im Evangelium. In seiner Auseinandersetzung mit den Schriftgelehrten stellte er fest: „Amen, amen, ich sage dir: Was wir wissen, davon reden wir, und was wir gesehen haben, das bezeugen wir, und doch nehmt ihr unser Zeugnis nicht an. Wenn ich zu euch über irdische Dinge gesprochen habe und ihr nicht glaubt, wie werdet ihr glauben, wenn ich zu euch über himmlische Dinge spreche?
(Joh. 3, 11f)

Durch das Mittel des Fastens und der Buße werden wir in unserer inneren Umkehr fähig, Gott und seine Liebe zu erfahren. Die Echtheit dieser Erfahrung kann jedoch nur an unserer Beziehung zu unseren Nächsten gemessen werden. Hätten die Pharisäer Gott erkannt, sagt Jesus, dann hätten sie den Sohn geliebt! Dies besagt zugleich, dass sie ihre Gotteserkenntnis in den Schriften und in der eigenen Gemeinschaft suchten. Das Wirken Gottes umfasst selten nur die Erleuchteten, sondern auch andere, deren Vorstellungskraft geringer ist. Es ist wahrlich eine ungleiche Gemeinschaft unseres HErrn, der am Herzen des Vaters ruhte, mit seinen Jüngern, auf welche Jesus sein Zeugnis setzte. Und doch, um über himmlische Dinge zu sprechen, ist dem Glauben auch Irdisches vorangestellt. Mit anderen Worten – unser Glaube an Gott ist kein Erkenntnisprozess. Der Himmlische ist mit den Irdischen in eine sichtbare Gemeinschaft getreten, die wir Bund nennen. Wir sprechen gar von einer Einheit, von der Heiligkeit des Heiligen mit den Heiligen.

Das Glaubensbekenntnis der Kirche beginnt deshalb mit dem Satz: „Wir glauben an den einen Gott!“. Obwohl diesen Satz einige Synoden in Nicäa und Konstantinopel dem gesamten christlichen Bekenntnis voranstellten, bekam derselbe seinen Gewicht kraft der Äußerung aller Christen. Wir glauben nicht an drei Götter oder Gottheiten, sondern an den einen Gott. Und so sprechen wir Ihn auch an: „Du thronst als der Heilige, Du Lobpreis Israels! Auf Dich vertrauten unsre Väter; sie vertrauten, und Du hast sie gerettet. Zu Dir schrieen sie und wurden befreit, auf Dich vertrauten sie und wurden nicht beschämt.“ In unserer Glaubensaussage steht zuvorderst das Wort „Wir“, welches mehr zusammenfasst, als die damaligen Aufschreiber und heutigen Aussprecher! Diesem Wörtchen gehört auch unser HErr an, der das „Wir“ einem Theologen gegenüber aussprach.

kelchkreisIn unseren Nöten denken wir an die Berichte der Leiden Christi in den Evangelien, auch an eines der letzte Worte: „Eli, Eli, lama sabachtani!“, beachten jedoch selten, dass Jesus in seiner Todesstunde statt Zweifel, den überlieferten Glauben bekannte und das Psalmwort (22) sprach: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ Was den Psalmisten inspirierte, oder noch besser, derjenige, der es dem Psalmschreiber schenkte, den Heiligen zu erfahren, ließ im Leben und Sterben Jesu Christi die Eingebung zur Wirklichkeit werden. Deshalb werden wir in der Heiligen Woche den ganzen Psalm singen – denn aus unseren Herzen wird auch der Lobpreis des Festes erschallen, die Danksagung für seine und somit auch unsere Auferstehung: „Die Armen mögen essen und gesättigt werden; den HErrn sollen preisen, die ihn suchen, euer Herz lebe auf für immer!

02. 04. 2014

Ps. 22, 2Mein Gott, mein Gott, warum hast Du | mich verlassen? * Stöhnend klage ich, aber die | Hilfe bleibt mir fern. * 3”Mein Gott“ ruf’ | ich bei Tag, * doch Du antwortest nicht, auch in der Nacht, und | finde keine Ruhe.

4Du aber thronst als der | Heilige, * Du | Lobpreis Israels! * 5Auf Dich vertrauten | uns’re Väter; * sie vertrauten, und | Du hast sie gerettet.

6Zu Dir schrieen sie und wur|den befreit, * auf Dich vertrauten sie und | wurden nicht beschämt. * 7Ich aber bin ein | Wurm, kein Mensch, * der Leute Spott | und vom Volk verachtet.

8Wer mich | sieht, verhöhnt mich, * verzieht den | Mund, schüttelt den Kopf: * 9”Er baute auf den HErrn; der soll | ihn befreien, * der soll ihn retten, | wenn er ihn lieb hat!”

10Ja, Du halfst mir aus dem | Mutterschoß, * Du bargst mich | an der Mutterbrust! * 11Dir bin ich anvertraut von | Jugend auf, * vom Mutterleibe | an bist Du mein Gott.

12Sei | mir nicht fern, * denn nah ist die | Not, da niemand hilft! * 13Es umringt mich eine Her|de von Stieren, * Büffel von Ba|san umkreisen mich.

14Den Rachen sperren sie ge|gen mich auf, * wie Lö|wen, reißend und brüllend.  * 15Dem Wasser gleich bin ich | hingeschüttet; * alle meine Glieder lösen sich auf. Mein Herz ist wie Wachs in | meiner Brust geschmolzen.

16Trocken wie eine Tonscherbe ist meine Kehle, die Zunge klebt | mir am Gaumen, * und Du legst | mich in Todesstaub. * 17Ja, Hunde umringen mich, eine Rotte von Frev|lern umgibt mich. *  Sie zerreißen | mir Hände und Füße.

18Alle meine Knochen | kann ich zählen. * Sie blicken her und | schauen gierig auf mich. * 19Sie verteilen meine Kleider | unter sich * und werfen über | mein Gewand das Los.

20Du aber, HErr, bleib | mir nicht fern, * Du, meine Stärke, | eile mir zu Hilfe! * 21Entreiße dem | Schwert mein Leben, * der Gewalt der Hunde | mein einziges Gut!

22Rette mich aus dem Ra|chen des Löwen * und vor den | Hörnern wilder Stiere! – * Ja, | Du bist es, * der | mich erhören wollte!

23Nun will ich Deinen Namen meinen Brü|dern verkünden, * Dich inmitten | der Gemeinde preisen! – * 24Ihr Gottesfürchtigen, | preist ihn, lobt ihn, * alle Nachkommen Jakobs, erzittert vor ihm, alle Nach|kommen Israels!

25Denn er hat nicht verachtet noch verschmäht die | Not des Armen. * Er hat vor ihm sein Antlitz nicht verborgen, auf seinen Hilfe|ruf hat er gehört. * 26Dir verdanke ich meinen Jubel in gro|ßer Gemeinde! * Ich erfülle meine Gelübde vor | denen, die ihn fürchten.

27Die Armen mögen essen und ge|sättigt werden; * den HErrn sollen preisen, die ihn suchen, euer Herz | lebe auf für immer! * 28Alle Enden der Erde sollen dessen gedenken und zum HErrn | sich bekehren, * vor ihm sich anbetend beugen | alle Völkerstämme!

29Denn dem HErrn gebührt die Königsmacht, er ist der | Völker Herrscher. * 30ihm allein huldigten alle, die | in der Erde schlafen; * vor ihm beugten sich alle, die in den Staub hin|abgestiegen. * Und meine | Seele lebt für ihn.

31Mein Geschlecht | wird ihm dienen * und vom HErrn erzählen dem | künftigen Geschlecht. * 32Sie werden sein gerechtes Tun dem Volk der | Zukunft künden. * Denn | er hat es vollbracht.

 

 

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