Es wird die Taufe, welche zur Not jeder Christ spenden kann, durch die erste Kommunion besiegelt.
(Aus der Katechese der Amtsanwärter)
In der Heiligen Eucharistie feiern wir die zentralen Wahrheiten unseres christlichen Glaubens. Wir feiern und werden dabei Zeugen der Wahrheit, des ‘Unverborgenen’ (griech. A-Letheia), welches in der Fleischwerdung Gottes, also im Leben Jesu Christi in Erscheinung trat, und wir nehmen zugleich an einem großen Mysterium (Geheimnis) teil: Denn eigentlich ist es ein Paradox, wenn der Unsichtbare eine Hülle, eine Form annimmt.
Alle Sakramente nehmen uns in dieses Geheimnis hinein, in diesen göttlichen Ratschluss, sichtbar zu werden und sichtbar zu handeln, und dabei dennoch nur durch Glauben, mit den Augen des Glaubens, erkennbar zu sein.
Gott ist Mensch geworden, um an uns zu handeln. Wir sagen auch: Er ist gekommen, um uns zu erlösen. Wovon müssen wir erlöst werden? Von unseren Sünden. Aber worin bestand oder besteht unsere Sünde? Doch darin, dass wir den Blick für die unsichtbare Welt verloren haben, und dass wir unfähig wurden, dem Willen des Himmels gerecht zu werden – so lange, bis Jesus Christus kam, in die sichtbare Welt, um uns zu helfen: Uns zu helfen, die Welt zu überwinden, und ganz neu nach dem Wesen des Himmels zu fragen und dasselbe wieder kennen zu lernen. Denn das ist es, was diese Welt kennzeichnet: Dass sie alles andere zum Mittelpunkt des Lebens macht, nur nicht die himmlischen Dinge.
Ein großer Irrtum und eine große Sünde könnte darin bestehen, auch den christlichen Glauben nur äußerlich zu verstehen: Die Wundertaten, die Auferstehung, die Kirchengesetze, und nicht mehr nach den unsichtbaren Wundern zu fragen, mit welchen uns dieser Glaube dauerhaft verbinden möchte.
Das Wunder der Menschwerdung des Gottessohnes wie auch das Wunder der Sakramente entzieht sich letztendlich unseren begrifflichen Erklärungen; wir können nur über das wahrhaftig reden, was wir durch dieselben erfahren. Es gibt hierbei Erfahrungen, welche sich sofort einstellen, Erfahrungen der Befriedung, der Stärkung, geistliche (charismatische) Eindrücke und dergleichen. Es ist aber auch so, dass sich das Wunderbare erst mit der Zeit anbahnt, in dem Masse, wie auch der Mensch mit der Zeit lernt, die Welt Schritt für Schritt zu überwinden. Das Reich Gottes kommt; es kommt aber auch in Abhängigkeit davon, ob wir ihm entgegen gehen.
Wenn man etwas genauer hinschaut, dann sieht man, dass alle Sakramente ihren Abschluss in der Teilnahme an der heiligen Kommunion finden, im heiligen Abendmahl. Beispielsweise wird die Ehe nach orthodoxem Verständnis durch die gemeinsame Teilnahme der Ehepartner an der heiligen Kommunion vollzogen; Beichte und Krankensalbung finden ihren Abschluss in der Eucharistie etc. Wir werden, so haben wir gelernt, in der Kommunion zum ewigen Leben hin ernährt. Der Weg zur Vollendung dauert im Wesentlichen ein Leben lang.
Das Essen und Trinken vor Gott scheint von grundlegender Bedeutung zu sein, was auch durch die biblischen Schriften explizit bezeugt wird: Der erste Mensch und seine Frau sollten von den Bäumen im Garten essen - von allen Bäumen mit Ausnahme des einen. Und der Mensch wird wieder essen und trinken im Reiche Gottes. Aber was ist das Besondere an Essen und Trinken?
Wir neigen dazu, unser Leben nur äußerlich, von der Tier-Seite her wahrzunehmen; somit auch dazu, das Essen und Trinken nur von der Biologie und von der Gastronomie her zu verstehen: Wir nehmen Kalorien, Proteine und Vitamine auf. Die Welt versteht diese Dinge eben nur von dieser Seite her, und sie will uns dazu verführen, genau so zu denken. Aber dies ist nur die halbe Wirklichkeit und soweit eine unheilige Art des Handelns. Der Mensch, so wurde einst gelehrt, wurde dazu geschaffen, die Vielheit dieser Welt mit Gott, dem Einen zu verbinden, das Sichtbare mit dem Unsichtbaren. Der Mensch als eine leibliche Erscheinung hat Gott zum Haupte. Beim Essen nimmt der Mensch die Vielheit der Schöpfung, Mineralisches, Pflanzliches und - nach dem Sündenfall - auch Tierisches in sich auf, und er verbindet es schlussendlich mit Gott. Er tut dies aber nur, wenn er glaubt. Wenn er nicht glaubt, bleibt nicht nur seine Nahrungsaufnahme, sondern sein ganzes Dasein eine rein diesseitige Sache.
Das hebräische Wort ‘achol’ bedeutet nicht nur Essen, sondern hat auch die Bedeutung von ‘vollenden’, nämlich das ‘Chol’ (Alles) zur Einheit zu bringen, dies bezieht sich auf die leibliche wie auch auf die geistige Nahrungsaufnahme.
In einer unheiligen Welt ist es nicht möglich, jedes Essen als ein ‘Vollendungsmahl’ zu begehen. Jedoch hinsichtlich der hl. Kommunion können wir diese zwei Seiten verbinden: Wir essen Brot, wie es im Hochgebet heißt, als Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit, und wir nehmen zugleich den Leib Christi als eine geistliche Speise auf. Wir verbinden das Sichtbare mit dem Unsichtbaren, mit Gott, und wir tun hierdurch das, was der Mensch grundlegend tun sollte.
Und wir denken hierbei auch an die Menschen in der Welt; an den Mitmenschen, der nie oder nur selten zu Kirche geht; ohne den wir aber möglicherweise kein Getreide hätten, um Mehl und Brot daraus zu machen.
Jede Eucharistiefeier ist auch ein Einzug in den Tempel. Und indem wir selbst da einziehen, nehmen wir auch die Menschen mit, denen wir begegnet sind und die unser Leben geprägt haben.
Wir wissen oft nicht, wozu diese Begegnungen im Einzelnen gut waren. Aber glauben wir, dass uns alles zum Guten gereichen muss? Die Hebräer glaubten einst an einen ‘gedeckten Tisch’ (hebr. ‘Schulchan aruch’), welcher auf den wartet, der in den inneren Vorhof des Tempels, in den Vorhof Israels hinaufzieht. Und dort sollte er sich selbst geniessen, sich selbst als eine eigene Welt wahrnehmen, eine Welt, wie sie alttestamentlich in den biblischen Personen sichtbar wurde – oder wie sie Johannes prinzipiell in seiner ‘Offenbarung’ sah. Es ist eine andere Sicht des eigenen Lebens, eine Sicht aus einem anderen Blickwinkel. Es ist eine Welt, wo dann auch solche auf eine andere Art sichtbar werden, die wir, vielleicht eher unbewusst als bewusst, mitgenommen haben auf unserem Glaubensweg.
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