Über die Auferstehung Jesu Christi besitzen wir das Zeugnis der Zeugen, welche ihn
sahen und vom Auferstandenen unmittelbar im Glauben unterwiesen wurden. Ihre Begegnung unterschied sich kaum von jener Zeit, als sie dem HErrn nach Jerusalem folgten. Sie sahen
Zeichen, hörten Worte aus seinem Mund und freuten sich in seiner Gegenwart. Johannes fasst dies nach einer Erscheinung mit folgendem Wort (Joh. 20, 30f.) zusammen:
„Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind, hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt,
dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.“
Nun fußt unser Glaube zunächst auf der Tatsache, dass wir den Zeugen Jesu das
Vertrauen entgegenbringen. Außer ihrem Wort besitzen wir keine Beweise und kaum historische Zeugnisse. Abgesehen von der Tatsache, dass Jesu viele folgten, so dass die jüdischen
Schriftgelehrten und Priester sich vor einem Aufstand fürchteten, wie wir aus dem Urteil im Traktat „Sanhedrin“ des Talmuds ersehen können. Die zahlenmäßig
bedeutende Zuhörerschaft Christi hätte nach dem Dafürhalten der damaligen Theologen und Tempeldiener die Besatzungsmacht erzürnen können – denn sie befürchteten, dass in
den zuhörenden Menschenscharen ein Aufstand gegen die Besatzer des Heiligen Landes hätte entstehen können. Um die Gefahr der Vernichtung des Tempels zu Jerusalem und des Altars
zu bannen, entschieden sie, ohne sich mit der Botschaft Jesu auseinanderzusetzen, Christus zu opfern: „Es sei besser, wenn einer statt der Vielen sterbe...“. Wie
wenig ihr Prozess gegen Jesus von Nazaret zum Schutz Jerusalems und seiner Heiligtümer beitrug, zeigen uns andere Dokumente. Die Pharisäer waren nur an einem interessiert, durch
List und Gesprächsfallen den Messias zu diskreditieren. Und weil ihr Werk und Ansinnen nichts nützte, verurteilten sie den HErrn wegen angeblicher Gotteslästerung. Sie wollten
unter keinen Umständen seine Gottessohnschaft anerkennen.
Diese Diskrepanz zwischen dem historischen Zeugnis des Talmuds und dem Zeugnis der
Jünger Jesu spricht eine klare Sprache. Die talmudinischen Lehrer gehen den Weg des Unglaubens und der Ablehnung, ohne wirklich dazu zu stehen. Was sie aber nicht leugnen
konnten, waren seine Zeichen und Wunder, welche sie ihm aber als Zauberei anlasteten. So sehen wir bei allen entgegengesetzten Standpunkten sowohl im Zeugnis des Unglaubens als
auch im Glaubenszeugnis der Zeugen eine wesentliche Übereinstimmung – Jesu Wunder und Zeichen sind von seinen Jüngern nicht erfunden! Wenn wir dabei das Wort des Johannes
beachten, dass Christus „Noch viele andere Zeichen“ erwirkt hat, die in seinem Evangelium „nicht aufgeschrieben sind“, erlangt seine
Frohbotschaft, wie auch jene der Synoptiker, auch eine historische Bedeutung. Und doch ist für unseren Glauben daher ersichtlich, „dass Jesus der Messias ist, der Sohn
Gottes“.
Unser Glaube verdient aufgrund der historischen Bedeutung auch eine prophetische
Bewertung. Anstatt im Glauben nur von der Todesüberwindung eines Einzelnen zu sprechen, bekommt unser Glaube auch einen besonderen Sinn. Der Sohn Gottes ist nicht für sich
selbst auferstanden – im Tod besiegte er den Tod. Während die Botschaft über die Auferstehung Jesu für die Lebenden Hoffnung weckt und Freude, stellt dieselbe auch die
Zukunft der Sterblichen dar. Unsere Hoffnung ist das unzerstörbare Leben, welches todesunfähig ist. In der neuen Lebensform seines ehemals sterblichen Leibes offenbart der
Auferstandene die Neuschöpfung. Seine Belebung am Morgen des Ostertages beinhaltet auch die Verwandlung – Er lebt und stirbt hinfort nicht mehr. Die neue Gestalt seiner
Erscheinung, wie auch die zuvor geoffenbarte Metamorphose (Verklärung), weist den Todesüberwinder nunmehr als ein himmlisches Wesen aus. So bezeichnet die Apostellehre
den Messisas unseres Glaubens als den Erstling der Toten. Wie ein Wesen, welches im Wasser lebte und im Kokon sich zu einem Wesen wandelt, welches danach auf dem Festland lebt,
ist der Tod zur Ruhe eines Schlafenden gewandelt, damit dem Ersten, der sich Alpha nannte, auch andere Toten folgen, verklärt in sein himmlisches Wesen.
Unsere Glaubensfrage wird jedoch durch keine Zeugnisse und
Überzeugungen endgültig beantwortet. Für uns ist Gott kein Fremder und in Ferne für sich selbst Existierender. Erst die Erfahrung seines dreieinigen Wesens gibt auf unsere
Glaubensfrage eine überzeugende Antwort. Auch seine Jünger fragten ihn – HErr, warum willst du dich nur uns offenbaren und nicht der Welt? Seine Antwort fiel
so aus, wie wir den Glauben leben und bekennen – Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, der uns immer wieder begegnet und bei uns ist,
um die Antwort Jesu zu bestätigen, der vor seinen Aposteln sagte: „Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu
ihm kommen und bei ihm wohnen.“
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