Den Erscheinungen Gottes in Zeit und Raum folgten immer Bündnisse – der
Heilige offenbarte sich so in seinem Werk, dass er auf unterschiedliche Weise wahrnehmbar wurde. Als Ursprung allen Seins ist er der Schöpfer des ganzen Alls, von allem was für
uns sichtbar oder unsichtbar ist, bewundernswert und faszinierend jederzeit. Vor allem das Licht, in welchem wir Gott betrachten, welches der Natur Leben bringt und Lebenskraft
– nicht bloß ein sonniger Tag, egal zu welcher Jahreszeit – sondern das, was die Helligkeit in uns weckt, nämlich die Energie und Antrieb, nicht stehenzubleiben,
sondern etwas zu unternehmen und im Leben voranzuschreiten, einfach auch selbst kreativ zu sein, weckt in uns den Eindruck: er ist der Vater, unser allmächtiger
Vater.
Vor all demjenigen, was man als Zeit bezeichnet, betrachtet oder kennt, entstand
das Licht, eine uns ebenso vertraute schöpferische und antriebsreiche Helle, wie an jenen herrlichen Tagen, an welchen wir weder Angst noch Mutlosigkeit kennen. Die Leuchte des
allerersten Tages war weder Sonne noch Mond, sondern das Wort, welches ausgesprochen und Wirklichkeit wurde. Alpha heißt er, der Erste, oder wie er sich im Selbstzeugnis
offenbarte – das Licht des Alls (to fôs tou kósmou). Wir nennen ihn: „der eingeborene Sohn Gottes“, einziggeboren
(monogenetos) vor aller Zeit, Licht vom Licht, das heißt Leben aus Leben. Auch empfindet sich keiner von uns als lebendig im Schlaf oder in Ruhe und Erholung – das
Leben bedeutet schaffen und nicht rasten, werken und gehen. So ist derjenige, der das Licht heißt, ein Bildner und ein Reisender. Und wenn er wirkt, ist es Tag, und wenn er
emporsteigt, woher er kam, zum Licht seiner Abstammung und Herkunft, in die unerschaffenen Himmel, ist es Nacht. Von daher verstehen wir den wahren Gott vom wahren Gott –
unerschaffen, eines Wesens (Kern – ousia) mit dem Vater.
Unser Vater bezeichnet sich aber auch als Weinstock, als fruchttragende Pflanze, an
welcher wir die Reben sind, welche ihm, unserem Gott nachgestaltet sind, um auch selbst vielfältige Frucht zu tragen. Sein Same ist das Wort, das dem Weizenkorn gleicht, welches
aus der Adama, d.h. aus dem Boden, im Adam, dem Bodengeschöpf, die Geistesfrucht trägt, die Gnadengaben einer Welt, die wir Gottesreich nennen. In jenem Reich ist
Gott die Sonne, unser Licht. Wir aber, die Ihm Nachleuchtenden – wie in unserem Kosmos die Sterne – sind das Licht seines Wesens, nämlich die Liebe, welche den Vater
mit dem Sohn eint. Und von diesem Reich hörten wir die Predigt und vernahmen: das Licht vom Licht und der wahre Gott aus dem wahren Gott hat einen Namen, einen Namen der
Herrlichkeit. Er heißt Wunderbarer, Gott mit uns oder Emanuel, der Sohn und der Gesalbte Gottes – Jesus Christus.
Wie der Heilige Vater, so der Sohn – beide, so glauben wir, sind allmächtig,
und doch eins in dem göttlichen Wesen, in dem Heiligen Geist. So sind es nicht zwei, sondern drei in Liebe und in der Wesenseinheit (homoousia), wie auch jeder von uns
als Gottes Abbild ein dreifaches Wesen ist, nicht nur nach Leib, Seele und Geist, sondern vor allem in den drei Personen, welche jeder von uns auslebt. Es ist unerheblich, ob
jemand gläubig oder ungläubig ist – da alle Menschen als Abbild Gottes geschaffen sind, verbergen sie in sich so lange unterschiedliche persönliche Wesenseinheiten, bis
sie dieselben ausleben. Jeder von uns ist und bleibt ein Kind, sehnsüchtig nach Liebe, Anerkennung und Gemeinschaft. Und wie die Kinder ihre Eltern einen, ist das Wohl und
Wohlergehen eines jeden einzelnen Menschen der ganzen Gesellschaft am Herzen. Seien es Strukturen der Macht oder der Dienste, seien es Staaten oder Nationen – der
Wohlstand des Ganzen hängt vom Glück des Einzelnen ab. In einer weiteren Liebesbeziehung werden die Menschen zu Vätern und Müttern, leiblich und geistlich, seelisch und
natürlich. Von dieser Natürlichkeit tragen wir das Erbgut bis zum Unteilbaren (atomos) unseres Wesens, angeleitet zur Liebe für einander, zu unseren Kindern und zu
unseren Eltern, zu anderen Menschen, zu den Alten wie zu den Jungen. Sowohl Gott, wie sein Geschöpf – beide sind eines Wesens, dessen Leben die Liebe ist.
Wie auch wir für einander eintreten möchten, wie die Reicheren
für die Ärmeren, wie die Freien für die Unfreien, wie die Gesunden für die Kranken, trat Gott für die Menschen ein, um dieselben zu segnen, zu stärken und zu heilen. Daher ist
Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist als der eine unser Retter und Erlöser, dessen grenzenlose Liebe an der Hingabe und den Leiden Christi messbar ist, am Puls eines
liebenden Herzens. Ob sein Herz schlug oder stillstand – es war stets das Herz eines Liebenden, des Gottes unseres Heils. Ihm gebührt deshalb nicht nur zu dieser Zeit,
sondern immer und beständig Ruhm und Herrlichkeit, in alle Ewigkeit.
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