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Fasten in der Zeit des Glaubens

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Die Zeit vor Ostern, dem Festtag der Auferstehung Jesu und dem Fest der Verschonung und Befreiung des göttlichen Volkes, wird heilig genannt. Die Heiligkeit dieser vierzig Tage fußt im Heiligen, in Gott und seinem Erwählten, dem Christus unseres Heils. Beim Anblick unseres Erlösers, welcher der wahre Gott und wahrhaftiger Mensch ist, lässt uns der blutige Schweiß am Vorabend seines Leidens zutiefst erschaudern. Todespein und Leid seines sterblichen Leibes wollte er nicht unbemerkt einstecken, obwohl ihn die Absicht stärkte, nicht nur als Mensch, sondern auch als Gott, durch die öffentliche Erniedrigung und Schmach am Kreuz die Niedrigen und die Verschmähten zu sich zu ziehen und zu erhöhen. Denn er wusste ganz genau, dass auch sein Wille am gekreuzten Pfahl des Holzes zur Todesstunde zusammenbrechen würde, damit der Wille seines und unseres Vaters geschehe.

Unsere Erniedrigung ist uns nicht nur irgendwie angeboren – als hypothetische Folge des Abfalls unserer Ureltern. Vielmehr zeigt sie an, was wir tagtäglich erfahren; anstatt unsere guten Vorsätze zu beachten und den Glauben unseres Herzens zu wahren, verstricken wir uns durch Sünde in die Verschmähung unseres liebsten Guts, unseres HErrn und Gottes, und verschulden uns so unsäglich schnell am Allernächsten – lieb- und treulos. Jeder Einzelne von uns ist als Kind schuldlos entstanden, rein und Gott nah. Und wir ließen es im Wachstum zu, dass uns die Schläue „der Schlange“ beeindruckt, damit uns die Bosheit verführe, etwas zu tun, was wir nicht tun möchten. Ein leichtes und gar sündhaftes ist es, die Schuld der anderen aufzuwiegen, auch jene der primären Vorfahren, und von der Erbsünde zu reden. Für unsere Schmach und Leiden sind wir zunächst selber zuständig. Jesus vergleicht die menschliche Natur mit einer Pflanze, mit einem Baum. Mit dem Saft des Lebens und mit dem Wasser des Geistes begabt und begnadet, und erleuchtet durch Gott, die Sonne der Gerechtigkeit, hätten wir – einer geistlichen Pflanzung gleich – Früchte tragen sollen, vornehmlich Liebe, Güte, Freundlichkeit... Statt dessen sind wir nach dem Wort Christi trockenes und dürres Holz, schwach und gebrechlich. Er ist hingegen das grüne Holz, voll vom Leben und Geist, in der Gottessohnschaft bis zur Todesstunde unschuldig und gerecht. Die reine Wesenheit und Schuldlosigkeit der Kinder Gottes bewahrte er selbst in den Fastentagen der dämonischen Versuchung und bewährte sich im Glauben, indem er der Bosheit und der Verführung des Satans widerstand.

Und doch brach sein Glaube am Kreuz zusammen – er rief doch: „Eli, Eli lama sabachtani!“ (Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen!) Wenn dies dem grünen Holz, dem Boten des neuen und unvergänglichen Lebens einer Neuschöpfung geschah, wie soll es erst dem ausgetrockneten und sterblichen Baum der alten Schöpfung ergehen! Sein Zusammenbruch und Tod wurden zur Arznei unseres Wesens. Auf den Tod Christi getauft und vom Geist der Auferstehung besiegelt sind wir Christen wiedergeboren, um selbst neu zu ergrünen und die genießbare Frucht zu tragen – die Geistesgaben seines Reiches, die Frucht des Heils und ewigen Lebens.

Jesus ist unser Leben und unsere Hoffnung und wir begehren, dass Gott den Schild unserer Erlösung betrachte, das Antlitz seines Christus anschaue, nicht unsere Sünden, sondern den Glauben der Kirche. Der Gesalbte Gottes stand vor der Herrlichkeit des Höchsten als Schirmherr der Glaubenden seit Anbeginn. David nannte ihn „HErr“, weil er an Christus glaubte, und begehrte, diesen Glauben durch den Tempelbau zu bezeugen. Auch sein Sohn, König Salomo, schloss sich eben diesem Glauben an, als er durch sein königliches Gebet den Tempel weihte, damit jeder, der an Gott glaubt und aus dem Glauben die Hilfe begehrt, einen Ort der Erhörung findet. So sind auch die Vorhöfe des himmlischen Tempels durch das hohenpriesterliche Gebet unseres Königs Christus geweiht, damit wir mit Ihm und untereinander so geeint seien, wie er, der Sohn des Königs, mit dem ewigen Herrscher der Eine im Heiligen Geiste ist, der Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Deshalb ist die Bußübung dieser heiligen Zeit keineswegs ein reiner Dienst zu unserer Rechtfertigung. Denn Jesus ist zu unserer Rechtfertigung auferstanden, er lebt und mit ihm auch wir. Vielmehr pflegen wir durch die Enthaltsamkeit den eigenen Stand der Kinder Gottes, welche kraft des Erlösers in kindlicher Unschuld bestehen können, damit unser Sinn für Recht und Gerechtigkeit vor aller Augen bestehe. Deshalb reden wir von der Fastenzeit, meinen aber die Rechtschaffenheit, um Gnade und Herrlichkeit zu empfangen, nämlich die Gabe des ewigen Lebens – denn Gott will nicht, dass sein Heiliger verwese.

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Gott, sieh her auf unsern Schild, schau auf das Antlitz Deines Christus! Denn ein einziger Tag in den Vorhöfen Deines Heiligtums ist besser als tausend andere. Lieber an der Schwelle stehen im Haus meines Gottes, als wohnen in den Zelten der Frevler.

Denn Gott der HErr ist Sonne und Schild. Er schenkt Gnade und Herrlichkeit; der HErr versagt denen, die rechtschaffen sind, keine Gabe. Gott Sabaot, wohl dem, der Dir vertraut!

Ps. 84, 10-13