In unsrer Taufe sind wir in den Sieg Christi hineingetaucht – im Schöpfergeist, dem Lebensspender, kleidete uns Gott, unser himmlischer Vater, mit dem Auferstandenen, dem Taufgewand des Sieges und des Lebens. Angezogen haben wir den neuen Menschen, welcher den Tod, die Welt und das Böse überwunden hat, und sind im Leib Christi als ein neues Geschlecht ins Gottesvolk adoptiert worden, in einen ganz besonderen Stand der Kinder Gottes, in den Stand der Heiligen. Deshalb nennt uns Paulus kurz und bündig: „Ihr aber seid der Leib Christi.“ (1. Kor. 12, 27)
Das Fest Allerheiligen ist unser Feiertag – an ihm feiern wir Jesus Christus in seinem geheimnisvollen Leib, der Gott dem HErrn heilig ist. Da alle Getauften Heilige sind, welche im Todessieger leben sollen und nicht mehr als Tote gelten, ob sie nun leben oder sterben, sind sie allezeit im Geheimnis des Erlösers, im Geheimnis der Kirche Gottes. So gedenken wir im HErrn Christo unser und aller, die zur Zeit mit uns Gott Vater nennen, aber auch jener, die uns in demselben Sakrament vorausgegangen sind. Es ist das Hochfest der Auferstehung, von welcher der Apostel (Röm. 6, 5) schreibt: „Wenn wir nämlich ihm gleich geworden sind in seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in seiner Auferstehung vereinigt sein.“
Vom Pessach unseres Glaubens angeleitet, vom Auferstehungstag Jesu, harren wir in der Erwartung des Vollendungstages, an welchem dieser heilige Leib in eine neue Haushaltung gebracht wird, vom Glauben zum Schauen, von der Hoffnung zur Erfüllung hin. Von diesem Tag legt der Prophet (Dan. 12, 3) das Zeugnis der Vollendung ab: „Die Verständigen werden strahlen, wie der Himmel strahlt; und die, welche viele zum rechten Tun geführt haben, werden immer und ewig wie die Sterne leuchten.“ Bereits in der Verheißung an Abraham, in welcher es heißt: – Sieh doch zum Himmel hinauf, und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst – so zahlreich werden deine Nachkommen sein – deutete nichts darauf hin, dass sich die Himmelssterne nur gegenseitig anleuchten sollten. Vielmehr ist ihr Glanz ein Licht für alle Völker und Menschen – So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. (Mt. 5, 16)
Allerheiligen ist der Tag des Lichtes Christi, nicht nur des Lichtes seiner Lehre, sondern vielmehr seines Lebens. Statt dasselbe nur zu lehren, begehen wir es und feiern im Gottesdienst etwas, was wir uns kaum vorstellen können: nicht ein vergängliches Leben, sondern die Ewigkeit. So mögen auch im Wandel der Zeit ein jedes Kirchenjahr, sowie unser Glaubensleben mit diesem Festtag ihren Höhepunkt erreichen. Auch die Erinnerung an unsere lieben Eingeschlafenen, seien es unsere Vorfahren oder Freunde, schließt diese Hoffnung ein, dass wir alle Gott in der Kraft der Auferstehung und eines ewigen Lebens sehen sollen. Mit den Heiligen aller Zeiten werden wir als Heilige Gott schauen und mit Engeln jubeln: „Heilig HErr Gott Sabaot, voll sind Himmel und Erde Deiner Herrlichkeit!“
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