Nachdem nun im allerheiligsten Blut unseres geliebten Erlösers Jesu Christi die
Makel der Sünden, der Schuldigkeit und Freveltaten abgewaschen sind, und das Taufkleid unserer Seele durch die Bußfertigkeit in den Verdiensten des Gotteslammes reingewaschen
ist, sind die Büßenden für das heiligste Werk der sakramentalen Buße befähigt – zur Befreiung aus dem Dunkel der Sünde. Der sowohl auf das Holz des Kreuzes, als auch in
die Himmel erhöhte Heiland zieht die Büßer zu sich in die Höhe, daß sie sich geistlich aufrichten und aufstehen, damit sie der Heilige Geist aus der Macht der Sünde
befreie.
Durch die Kräftigung der göttlichen Natur werden der Geist, die Seele und der Leib
des Menschen erneuert. Den Geist erneuern wir durch Gebet, die Seele durch Genugtuung und den Leib durch Fasten und Enthaltung.
Unter dem Gebet des Büßers versteht man sowohl den Gottesdienstbesuch als auch das
Gebet im Verborgenen. Das „Gebet im stillen Kämmerlein“ enthält in sich eine besondere Heiligkeit – so wie der Beichtnehmer an das Beichtgeheimnis gebunden ist, so
ist der Büßer an die „Geheimhaltung“ seiner Buße und sein Fasten gebunden. Die geistliche Erneuerung wird fruchtlos bleiben, sollte sich der Büßer mit seinen Bußübungen
und seinem Fasten, mit der Gottesbegegnung im Gebet brüsten. Das Verborgene und Geheime des Bußgebets birgt in sich eine besondere Erhörung.
Zur Genugtuung und Wiedergutmachung gehört in jedem Fall die Versöhnung mit den
Gekränkten, Geschädigten und Betrübten und eine gesicherte Entschädigung – dies alles wiederum unter der Verpflichtung der zur Buße gehörenden Geheimhaltung. Wir dürfen
allerdings nie vergessen, daß wir durch eine schwere Sünde unser größtes und liebstes Gut beleidigt haben – Gott, der die Liebe ist. Unsere Seele wird nur dann erneuert
werden, wenn wir das Verborgene und Geheime der Buße wahren. Wir müssen dieses Geheimnis also auch nach der Absolution behüten und dürfen uns nicht mit unserer Rechtfertigung
brüsten, am wenigsten denen gegenüber, die wir geschädigt haben! Damit würden wir unsere Buße zunichte machen und Christus erneut verletzen! Wir dürfen uns aber der Verdienste
Jesu rühmen, unseres Hirten und Heilandes, und allezeit für das Allerheiligste eintreten – für den Willen und die Gerechtigkeit Gottes des Höchsten.
Durch die Leibesübung – verborgen vor der Welt – werden wir vor Gott
als geistliche Wesen offenbar. Indem wir fasten und uns überflüssiger Speisen und Getränke enthalten, und durch andere ähnliche Übungen, stärken wir unseren Geist, –
solange wir unseren Leib nicht verachten. Der Leib ist eine heilige göttliche Gabe, die sorgfältig gepflegt sein möchte, denn er wird von innen heraus dadurch gereinigt, daß wir
tun, was vor Gott recht ist.
Der Büßende wird während dieser geheimen geistlichen Übung
erfahren, wie der schlechte Einfluß des bösen Geistes und des Verführers schwächer wird. Sein inneres Wesen wird hell werden, und das Licht der göttlichen Natur wird in seinem
Herzen aufleuchten. Eine solche Erfahrung der Befreiung aus der Macht der Sünde wird den Büßenden davon überzeugen, daß er für das befreiende Werk des Heiligen Geistes befähigt
ist. So wird er erkennen, daß der Zeitpunkt für die sakramentale Lossprechung gekommen ist – er ist nun bereit für die Entscheidung nicht mehr zu sündigen. Hierdurch wird
nicht nur die Tür zur Vergebung geöffnet, sondern auch der Zugang zum himmlischen Altar und zum Werk Gottes des Vaters – zur Wiederherstellung der ursprünglichen Gnade und
zur Erneuerung der eigenen Gottessohnschaft.
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