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Nachfolge und Himmelfahrt

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Viele Christen wollen dem HErrn Jesus in ihrem Leben nachfolgen. Dabei nehmen sie sich das Leben von Jesus Christus zum Vorbild und versuchen, seine Anweisungen und Erklärungen zur Nachfolge im Leben umzusetzen: „Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib das Geld den Armen.“ (Mat 19,21) oder „Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.“ (Luk 14, 27).

Jesus hat uns ein vollkommenes Vorbild gegeben. Er kam, um den Willen des Vaters zu erfüllen, er hat durch sein Leben bezeugt und gezeigt: So soll der Mensch sein und leben, erst dann wird das erfüllt sein, was bereits im Schöpfungsbericht steht: „Gott schuf also den Menschen als sein Abbild;“ (Gen 1, 27). Gott selber hat sich uns im Menschen Jesus Christus gezeigt und geoffenbart: „So bin ich, und so sollt auch ihr sein“ könnte man die Forderung übersetzen, welche Gott an uns stellt.

Für die Jünger Jesu bezog sich die Nachfolge aber nicht nur darauf, seinem Vorbild entsprechend zu leben, sondern sie sind ihm nachgefolgt im wahrsten Sinne des Wortes – von einem Ort zum anderen. Diesen Aspekt der Nachfolge haben die Christen heute weitgehend aus den Augen verloren, denn Jesus lebt ja nicht mehr leiblich unter uns und zieht nicht mehr von einem Ort zum anderen. Nachdem er durch sein Sterben und Auferstehung den Tod überwunden hatte, wurde er vor den Augen seiner Jünger in den Himmel aufgenommen. Dorthin konnte ihm, zumindest in diesem Moment, niemand direkt nachfolgen, seine Nachfolger blieben zurück und warteten auf die Erfüllung der Verheißung, dass der Tröster, der Heilige Geist, kommen soll.

Solange Jesus in der Welt lebte, konnten die Menschen sehen, hören, erleben und ergreifen, was er getan hat – jetzt ist er dem natürlichen Blick entzogen, was er nun tut, kann nur im Glauben erfasst werden. Sein Heilswerk ist mit seinem Tod, seiner Auferstehung und Himmelfahrt jedoch nicht abgeschlossen, im Gegenteil, er ist als Mensch in die Gegenwart Gottes gegangen und verwendet sich dort für uns – er verrichtet einen hohen-priesterlichen Dienst.

Denn Christus ist nicht hineingegangen in ein mit Händen gemachtes Heiligtum, ein Abbild des wahren Heiligtums, sondern in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen.
(Heb 9, 24; ebenso Röm 8, 34; Heb 3, 1; 7, 25; 1. Joh 2, 1)

Nimmt man die Aufforderung zur Nachfolge wörtlich: also dort hinzugehen, wo er ist, und das zu tun, was er tut – dann bedeutet dies, an seinem hohen-priesterlichen Dienst teilzunehmen. Also sein heilendes Beten und Wirken nicht nur für sich und andere in Anspruch zu nehmen, sondern es zu unterstützen und darin mit ihm eins zu werden.

Aber wenn Jesus dort im Himmlischen ist und wir hier im Irdischen, können wir dann überhaupt an dem teilnehmen, was er dort für uns tut? Die Antwort liegt in dem, was wir Christen sind, nämlich in den Leib Jesu (hinein-) Getaufte und mit dem Heiligen Geist Gesalbte. Wir sind verbunden mit seiner Auferstehung und der himmlischen Welt – das ist jetzt schon so, auch wenn wir die für alle sichtbare Erscheinung des Himmlischen in dieser Welt noch als ein zukünftiges Ereignis erwarten.

Gott hat uns mit Christus Jesus auferweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz im Himmel gegeben.
(Eph 2, 6).

In den ersten Jahrhunderten haben die Christen ihren Gottesdienst auch so verstanden – der in der Offenbarung beschriebene Gottesdienst der himmlischen Engel und der Gottesdienst der Gemeinden mit ihrem Engel (nach heutigem Verständnis der Bischof) bilden und sind eine Einheit, miteinander verbunden in Christus, dem Auferstandenen, der wahrer Gott und wahrer Mensch ist, und der Himmel und Erde versöhnt hat.

Ihr seid vielmehr zum Berg Zion hingetreten, zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, zu Tausenden von Engeln, zu einer festlichen Versammlung.
(Heb 12, 22)

Die Frage der Nachfolge berührt also nicht nur die Lebensweise eines Christen in dieser Welt, sondern auch den liturgischen Dienst, und um genauer zu sein den Sinn und das Wesen des Gottesdienstes: Ist er in erster Linie eine menschliche Einrichtung, um menschliche und religiöse Bedürfnisse zu stillen, oder ist er in erster Linie Ausdruck unseres Glaubens, mit Christus vereint am himmlischen Gottesdienst teilzunehmen? Die Liturgie ist ein Raum und Zeit übergreifendes Ereignis, sie ermöglicht uns eine Nachfolge in einem direkten Sinn, nämlich dorthin zu gehen, wo unser Erlöser ist, und das zu tun, was er tut – zwar noch verborgen unter der Hülle irdischer Dinge, aber trotzdem wirklich und wahrhaftig.

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Allmächtiger Gott, in der Auferstehung und Himmelfahrt Deines Sohnes öffnest Du uns das Tor zum ewigen Leben. Lenke unser Herz, daß wir auf ihn schauen, den Urheber unseres Heils, der zu Deiner Rechten thront, und kleide in Unsterblichkeit alle, die seiner harren, wenn er in Herrlichkeit wiederkommt, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit Dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.

Tagesgebet vom Freitag nach Himmelfahrt Christi