Mit der 8, so sagen die Juden, beginnt etwas Neues. Und so fängt auch unser bürgerliches Jahr mit dem 1. Januar an, dem 8. Tag von Weihnachten. Obwohl das Kirchenjahr ab dem 1. Adventsonntag gezählt wird, kennen wir noch andere, sich bewegende
„Jahresanfänge“. So wird am Sonntag Septuagesmä unser liturgisches Lesejahr mit dem 1. Kapitel aus der Genesis begonnen, um uns auf das Hauptfest unseres Glaubens
vorzubereiten – auf das Hochfest der Auferstehung unseres HErrn. Die Auferstehung Jesu Christi am jüdischen Pessachfest ist das zentrale Geschehen in unserem Glauben und nimmt somit Einfluss auf unser gesamtes Kirchenjahr.
Da das Pessachfest am 15. Nissan, dem ersten Monat im jüdischen Jahr gefeiert wird, so kann man, wenn man von der Auferstehung zwei Wochen zurückrechnet, den stummen Sonntag der vorösterlichen Passionszeit auch als rituellen Jahresanfang bezeichnen.
Interessant ist es, dass das Neujahrsfest bei den Juden nicht am 1. des ersten,
sondern am 1. des siebten Monats als Rosch ha-Schana, als „Haupt des Jahres“ gefeiert wird. An diesem Tag bekennen die Juden, dass Gott gerühmt wird als König,
Richter und Erlöser – es ist ein Tag der Weltschöpfung. Dieser Termin trifft ungefähr mit unserem Herbstquatember, bzw. Altarreinigungsdienst zusammen, in der sog.
„eschatologischen“ Periode der Zeit nach Pfingsten.
Es gibt aber noch einen anderen „Anfang“ im Kirchenjahr, und zwar das
Pfingstfest. An diesem Tag wurde die Kirche mit allen Gaben und Mitteln dauerhaft ausgestattet, um ihrer Sendung gerecht zu werden. Sie wurde nicht als eine Waise
zurückgelassen, sondern mit der Gegenwart des Trösters, des Heiligen Geistes reich beschenkt, um uns in alle Wahrheit zu führen. Um diese Ausgießung des Heiligen Geistes als
„Beginn“ der Kirche zu würdigen, sprechen wir das Zeitgebet von Pfingsten nicht nur bis 1. Advent, sondern bis zum Heiligen Abend.
Das Kirchenjahr mit seinen verschiedenen
„Jahresanfängen“ ist Ausdruck unseres Glaubens und möchte Christus verkündigen und uns die verschiedenen Ansichten und Mysterien des Glaubens dadurch verständlich
machen. Vor allem will es uns Christus näher bringen – und uns ihm – bis hinein in das große Jubeljahr unseres heiligen Glaubens, wenn wir von den Glaubenden zu
Schauenden werden und eingehen in Zeit Gottes – in die Ewigkeit.
|