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Opferbetrachtung im Gottesdienst

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Zum biblischen Verständnis des Priestertums gehört wesentlich die Verbindung desselben zur Opferliturgie. Seit Mose gab es eine präzise Ordnung der Opferarten, zu finden im Levitengesetz (Leviticus). Daher geleitet kennen wir das Brand- oder Ganzopfer, welches heute geistlich mit dem Sündenbekenntnis der Tagesdienste verbunden wird. Ferner kennen wir die Schlachtopferordnung, welche an sich vielfältiger ist; dazu zählen sowohl die Lob- oder Dankopfer, als auch einige Weihe- und Gelöbnisopfer, welche geistlich mit der hl. Eucharisitie, und sodann mit unterschiedlichen Gelübden in Verbindung gebracht werden. Des weiteren die Sünd- und Schuldopfer (Schuld im Sinne des Ersatzes, des Schuldenvergleiches u. ä.), geistlich mit dem Sündennachlaß betrachtet und schließlich die Weiheopfer. Zu diesen meist physischen tierischen Opfern gehörten nach mosaischer Vorschrift auch unterschiedliche Zusätze, wie Speis-, Trank- oder Gussopfer und weitere aus gebackenem Süß- oder Salzteig, sowie unterschiedliche Räucherwerke.

Bereits im Alten Testament betrachten wir das Priestertum nicht bloß in jenen 24 priesterlichen Klassen, welche den Dienst (griechisch Liturgie) ausgeführt haben. Der Opferliturgie wohnten auch andere priesterlich bei. Bereits das mosaische Buch über die Opferordnung trägt den Beinamen „levitisch“. Dem Opferdienst wohnten helfend auch die Leviten bei, welche ebenso nach dem Vorbild der 24 Priesterklassen in 24 Klassen unterteilt waren, um mit denselben an den Tagen oder zur Zeit des Dienstes der betreffenden Klasse selbst mitzuwirken – dies war eine andere Weise des priesterlichen Dienstes der Leviten, welche ansonsten für den Transport der Altäre und Geräte des Heiligtums bestimmt waren.

Die Einhaltung der Vorschriften war jedoch nicht eine Erfüllung der Priesterpflicht, Gott mit Opfern zu ehren. Vielmehr dienten die Priester und die Leviten dem Volk Gottes – denn die dargebrachten Opfer stammten von demselben –, zur Erfüllung der Pflicht, welche das Volk als Würde empfand, nämlich Gott zu gehören. Ferner gab es sogenannte „Standmänner“, welche das Volk Gottes bei den Opferdiensten priesterlich vertraten. Auch sie waren in 24 Klassen unterteilt, um die 12 Stämme Israels zu vertreten, erwählt aus einzelnen Familienhäusern; sie waren mit den Klassen der Priester und der Leviten anwesend, wenn die betreffende Klasse für den Dienst an der Reihe war. Folglich sind es im ganzen 72 priesterliche Ordnungen zur Durchführung der vollkommenen Anbetung Gottes.

Neutestamentlich kennen wir auch die 24 Klassen des priesterlichen Dienstes – im Buch der geheimen Offenbarung St. Johannes begegnen uns die Häupter derselben, die 24 Ältesten (Presbyter) am Thron Gottes im himmlischen Heiligtum. Laut Apostel Paulus sind alle alttestamentlichen Vorschriften und Ordnungen ein Schatten des Lichtes der Satzungen und Ordnung nach Christus, welche neutestamentlich genannt werden. Bereits bei der Taufe wird von einem priesterlichen Geschlecht gesprochen. Dieses Priestertum steht im Zusammenhang mit den sog. Standmännern und Frauen des Alten Testaments. Auch die Helfer der Priester und die von Gott berufenen und geweihten Priester haben ihren alttestamentlichen Schatten. Allerdings ist die Opferordnung eine neue – unblutig und vollkommen, mit welcher die wahren Priester identifiziert werden. Dieselbe Ordnung ist durch die Verdienste Jesu noch ausgestalteter als der Schatten!

Während wir am Weihnachtsfest mit Bescherung und Freude der Geburt Christi gedenken, war dessen Fleischwerdung auch eine gewisse Erniedrigung für den Sohn Gottes – vom Licht des Reiches der Herrlichkeit in das Dunkel der Niederung zu kommen. Denn geboren war er im Stall, und in keinem Palast; jeder kann sich vorstellen, was es heißt, das Leben unter der eigenen Würde zu erfahren, was manche auch am eigenen Leib gekostet haben – da betrachten wir sein Ganzopfer nicht nach der Bitterkeit der Erfahrung der Niedrigkeit, sondern als das Verdienst seiner prophetisch bezeugten Bereitschaft, die Existenz wie ein Opferlamm und das Leben im sterblichen Fleisch anzunehmen. Er wollte einer von uns werden, nicht nur Vorbild – damit wir im Geringsten seiner Brüder Ihn erblicken, und daselbst im Nächsten Ihm dienen. Deshalb wird das Brandopfer geistlich mit seinem Ganzopfer verglichen und dem Sündenbekenntnis gleichgestellt – denn wir versündigen uns meist an unseren Nächsten. Und der Sünde zu widerstehen, indem wir dem Geringeren selbstlos helfen, ist wahrhaft unsere Pflicht und ein vernünftiges Opfer zugleich, vor allem dann, wenn wir den Nächsten als unwürdig unseres Dienstes betrachten möchten. Vielleicht empfinden wir manche Geringe nicht als unsere Brüder – doch Christus nennt sie so, auch dann, wenn sie ihr Ungemach selbst verschuldet haben.

Aus vielen Zeugnissen der Schrift wissen wir, dass es nicht üblich war, die Propheten Gottes dem mosaischen Gesetz zu unterordnen – und zu den Verdiensten des wahren und vollkommenen Propheten und unseres Retters zählt auch die Unterwerfung desselben unter das alttestamentliche Gesetz – nach dem Willen Gottes, unseres Vaters; seine Beschneidung und die Weihe der Darstellung im Tempel haben weit tiefere Bedeutung als die Schatten der mosaischen Weiheopfer. Obwohl er zurecht Gott Vater nannte, wurde er mit einer Familie verbunden, welche ihre Abstammung und Tradition kannte. Aus der eigenen Familie in eine andere hineingesetzt zu werden, ist für uns nicht einfach – für die Kinder stellt die Schule ebenso Stress dar, wie die Arbeitsstelle für die Arbeitnehmer; auch die Überlieferung unserer geistlichen, kirchlichen Familie hinzunehmen, so zeigt es unsere heutige Zeit, ist nicht selbstverständlich. Deshalb ist das Erlebnis des 12–jährigen Jesus sehr aussagekräftig, als ihn seine Mutter nach tagelanger Suche fragte: „Warum hast du uns das angetan?“ Er antwortete zwar mit einer Gegenfrage, aber er unterordnete sich im Gehorsam. Wenn man bedenkt, dass unsere Gedanken nicht die Gedanken Gottes sind, so sind wir fähig dieses opfer-artige Verdienst Jesu wirklich nachzuempfinden. Im geistlichen Bereich führt uns unser Lebensweg auch an den Müttern, Vätern und Geschwistern vorbei, welche uns nicht immer im Glauben und Hoffen genehm sind – auch die Glaubensbekenntnisse der Mutter Kirche entsprechen nicht in jedem Segment mancher unserer Vorstellung, aber zum Zeichen der Verbundenheit sollen wir sie doch wie ein geistliches Opfer bekennen, als Ausdruck der Einheit der Getauften aller Geschlechter.

Wenn wir aufrichtig das ganze Leben unseres Erlösers weiter ehrlich betrachten, werden wir viele Verdienste seiner Hingabe finden, welche in der alttestamentlichen Opferordnung schattenhaft Jesu bezeugten, bis zu jener Hingabe in die Hände der Bösen zum heilenden und erlösenden Opfertod. Unser Verhältnis dazu besteht in priesterlicher Nachfolge. Es ist unerheblich, ob uns die Priesterklasse betrifft, die Ordnung, die wir als Kirche und Gemeinde erfahren – seine Vorsehung wird uns im Leben wie im besonderen Heiligtum in die Wirklichkeit führen, wo wir als Laien, Helfer und Priester ein göttliches Priestertum ausüben sollen, und dieser Dienst der Bewährung in Glaube, Hoffnung und Liebe wird durch die vollkommenen Opfer unseres Priestertums uns aller Verheißungen Jesu würdig machen, nämlich vor Gott zu stehen und zu leben ewiglich.

 

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Allmächtiger, ewiger Gott, in der Menschwerdung Deines Sohnes hat alles menschliche Streben nach Dir seinen Ursprung und kommt darin zur Vollendung, darum bitten wir: – Laß uns Christo gehören, in dem das Heil aller Menschen begründet ist, durch denselben Jesum Christum, unseren fleischgewordenen HErrn, der mit Dir und dem Heiligen Geist im anfangslosen Ruhm lebt und herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen.