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Hochfest – Darstellung des HErrn

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Den festlichen Morgen erhellt eine Perikope des Exilpropheten Hesekiel, in der Festeucharistie wird uns statt der Epistel der nachexilische Prophet Maleachi auf die Verkündigung des Evangeliums vorbereiten, und in der Festoktave sollen wir über die Verheißungen des babylonisch-vorexilischen Propheten Jesaja nachdenken, um dem doppelten Geheimnis des Festes zu begegnen, dem Geheimnis der Darstellung des HErrn und der mütterlichen Reinigung am Altar der Gegenwart Gottes. Die zwei Sklavenhäuser des einen Volkes Gottes entsprechen der doppelten Befreiung, welche die zwei Geheimnisse am Hochfest offenkundig macht – die Weihe der Erstgeborenen und die Reinigung der Vollendeten.

Alle übrigen Feste im Kirchenjahr entsprechen terminlich der mosaischen Satzung, nämlich jenen Festvorschriften, welche nach dem ersten Exil vorgeschrieben waren, nach der Befreiung aus der Versklavung in Ägypten. Nur der zweite Februar ist ein rein christlicher Feiertag, welchen wir sogar 8 tage lang feiern, das österliche Licht zur Befreiung aller Völker. Aus dem zweiten Exil kehrte keine Nation heim, kein souveränes Volk, sondern die Kultgemeinde, hauptsächlich des einen Stammes, der Juden. Wenn dieser Auszug der Vollkommenheit jenes Werkes entsprechen soll, als das ganze Volk, welches im Exodus herausgeführt wurde, das Land der Verheißung erreichte und den Jordan durchschritt, dann ist der zweite Exodus, die Ankunft in der ewigen Heimat, noch nicht abgeschlossen. Die Glaubensgemeinschaft der Juden und die christliche Kirche bewegen sich immer noch in Zeit und Raum einer vergänglichen Welt. Beide leiden unter Trennungen, Spaltungen und allerlei Ungemach, und sehnen sich nach der Erscheinung des Heilands, dass der Messias komme und sie in jenes Reich bringe, wo kein Leid ist, noch Krankheit und Tod, sondern die Fülle des Lebens und der Erkenntnis Gottes. Der Auszug aus dem Reich Babylons steht immer noch aus, bis uns die gewaltige Stimme des Engels erreicht, wie es Johannes (Off. 18, 2b und 4) prophetisch vernahm: „Gefallen, gefallen ist Babylon, die Große! Dann hörte ich eine andere Stimme vom Himmel her rufen: Verlaß die Stadt, mein Volk, damit du nicht mitschuldig wirst an ihren Sünden und von ihren Plagen mitgetroffen wirst.

Im Sklavenhaus Ägyptens betrachten wir im gewissen Sinn die Vorgeschichte unserer Erlösung. Diese Heilsgeschichte wird im ersten biblischen Buch festgehalten, dem Buch Genesis, der Entstehung. Manche Mitchristen nennen aufgrund des Inhalts der ersten Kapitel das ganze erste Buch Moses – das Buch der Schöpfung. Wie bereits gesagt und geschrieben – im gewissen Sinn stimmt beides. Die Entstehung eines einigen, erwählten Geschlechts ist ebenso eine göttliche Schöpfungstat, wie die daraus folgende Bildung des einen erwählten Volkes Gottes. Die Geschichte der drei Urväter, Abrahams, Isaaks und Jakobs, der sog. Patriarchen unsres Glaubens, wird auch neutestamentlich in der christlichen Kirche gläubig wahrgenommen, wie es der HErr Jesus laut Matthäus (Mt. 22, 21) sagte: „Habt ihr im übrigen nicht gelesen, was Gott euch über die Auferstehung der Toten mit den Worten gesagt hat: Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs? Er ist doch nicht der Gott der Toten, sondern der Gott der Lebenden.“ Auch der neue Name Jakobs – Israel – verkündet das neue Leben, die Nation der Auferstehung, das ewige Gottesvolk.

In das erste Exil geriet die eine Familie, als im Land des Heiligen die Hungersnot ausbrach. Dem einen Familienangehörigen, den sie für tot hielten, ging das ganze Haus Jakobs nach, wie auch wir dem Auferstanden, den manche heute immer noch für tot halten. Wir folgen dem in die Himmel Aufgefahrenen nach, um seelisch, geistlich und einst auch leiblich ernährt und erlöst zu werden. Wie sodann in Ägypten eine Nation entstand, sind wir in dieser Welt Kirche geworden, das besondere Eigentum Gottes, das ewige Volk Israel.

Aufgrund des göttlichen Bundes mit Abraham, erneuerte das im Sklavenhaus Ägyptens neuentstandene Volk das Bündnis der Väter mit einem Bundesopfer, um eine neue Satzung zu empfangen, die Gesetze für ihren neuen Staat, als auch die Priester und das Heiligtum. Selbst die Ältestenschaft, welche bislang einer einfachen Volksvertretung entsprach, musste erneuert werden. Diese Erneuerung entsprang nicht den neuen Satzungen und Gesetzen! Obwohl alles 12-fach ausgerichtet war, wie die 12 Stämme die Fülle des erwählten Volkes ausmachten, sollte der neue Rat durch die Abwahl der 2 überzähligen Ältesten des Volkes zu einer besonderen Vollzahl herabgesetzt werden, zu einem rein geistlichen Hohen Rat. Jede Volksvertretung wird auf die Verfassung ihres Staates und Volkes eingeschworen, auf das Grundgesetz eines jeden Landes, aber nicht die Siebzig des neuen Staates in Palästina! Geschart um das Heiligtum in der Wüste, harrten sie aus, bis Gott vom Geist Moses nahm, um denselben sodann auf sie zu legen, auf die erwählten 70 Ältesten der Hebräer.

Den Geist des Gesetzgebers haben sie empfangen, und nicht die Satzungen und Gesetze, um die eigene Nation auf das wirklich Neue vorzubereiten, für eine geistliche Haushaltung und für den Neuen Bund in der Erscheinung des Verheißenen, für die Frucht der nie Versklavten, für den himmlischen Sohn, für den Christus Gottes. Dem Bund Abrahams soll dieses andere Bündnis folgen – wie es der Apostel Paulus (Gal. 4, 22-26) vortrefflich darstellt: „In der Schrift wird gesagt, daß Abraham zwei Söhne hatte, einen von der Sklavin, den andern von der Freien. Der Sohn der Sklavin wurde auf natürliche Weise gezeugt, der Sohn der Freien aufgrund der Verheißung. Darin liegt ein tieferer Sinn: Diese Frauen bedeuten die beiden Testamente. Das eine Testament stammt vom Berg Sinai und bringt Sklaven zur Welt; das ist Hagar – denn Hagar ist Bezeichnung für den Berg Sinai in Arabien –, und ihr entspricht das gegenwärtige Jerusalem, das mit seinen Kindern in der Knechtschaft lebt. Das himmlische Jerusalem aber ist frei, und dieses Jerusalem ist unsere Mutter.

Es verwundert deshalb keinesfalls, dass beim zweiten Auszug keine politische Herrschaft in die unfreie Stadt Jerusalem gebracht wurde, sondern nur die Gläubigen, welche im Glauben den Abschluss ihres Exils erwarten, die Herabkunft des himmlischen Jerusalems. So ist das Fest der Darstellung Jesu im Tempel eine Offenbarung des Sohnes Gottes, des Erstgeborenen unseres Vaters. Mit ihm werden wir in der Taufe zu einem einzigen Leib geeint, zur Gemeinschaft der Erstgeborenen, durch unsere Wiedergeburt im gebärenden Mutterschoß der Kirche, welcher die Freudenbotschaft auch für unsere Darstellung gilt: „Freu dich, du Unfruchtbare, die nie geboren hat, brich in Jubel aus und jauchze, die du nie in Wehen lagst! Denn viele Kinder hat die Einsame, mehr als die Vermählte.“ Desweiteren verwundert uns keineswegs die Festbotschaft des Propheten (Hes. 36, 24) im Morgendienst, welche uns sowohl am Festtag, wie in der Woche begleiten und erbauen wird: „Ich hole euch heraus aus den Völkern, ich sammle euch aus allen Ländern und bringe euch heim, in euer Land.

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Gebet vom HErrentag

Gott, Du weißt, daß wir inmitten so großer Gefahren mit unserer menschlichen Gebrechlichkeit uns nicht aufrecht halten können; so gib uns Gesundheit an Leib und Seele, damit wir mit Deinem Beistand überwinden, was wir für unsere Sünden leiden; durch Jesum Christum, Deinen Sohn, unsern HErrn, der da lebt und herrscht mit Dir, in der Einheit des Heiligen Geistes, ein Gott, in Ewigkeit. Amen.