… waren alle, die ihn hörten, erstaunt über sein Verständnis und über
seine Antworten. Ob sie wussten, dass vor ihnen der Messias stand, wissen wir nicht. Auch heute fasziniert sein Evangelium nicht nur die Christen. Andersgläubige und
Nichtglaubende zitieren ihn, ohne dabei zu erkennen, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist. Seine Weisheit mit Gott zu verbinden, setzt nicht nur die Kenntnis der Bibel
voraus, sondern die Fähigkeit, Gott zu begegnen. All die theologischen Schriften und philosophischen Beiträge über Gott bleiben solange „versiegelt“, bis man Gott erfahren
hat. Sowohl die Theologie als auch die Philosophie sind gut, hilfreich aber nur jenen, die aus Erfahrung und Glauben zu Gott – Du sagen. Deshalb bemühen wir uns nicht,
theologisch und philosophisch zu glauben, sondern liturgisch und praktisch – mit Gebet und Nächstenliebe. Gottes Antlitz erleuchtet uns sowohl beim Gottesdienst im Herzen
als auch im Nächsten, von Angesicht zu Angesicht. Die beiden Liebesgebote des Alten und des Neuen Testaments sind Hilfsmittel, durch welche wir den einen Zugang erfahren,
nämlich einen Eingang in das andere, geistliche Leben.
Geistlich besonnen zu leben und zu sein, heißt nichts anderes, als sich vom
Heiligen Geist anleiten zu lassen. Derselbe schenkt dem Glaubenden beides, den wahren Glauben und die echte Liebe, damit wir den Dreieinigen erfahren, den Vater in dem Sohn und
den Sohn im Heiligen Geist, als auch in jedem Menschen das göttliche Ebenbild. Die Stimme des Geistes ist in unserm Innern aber so leise, unauffällig und leicht zu überhören!
Gott will unsere Freiheit nie auf die Probe stellen – sie ist ja sein höchstes Geschenk, und doch will er uns so nah sein wie nur möglich – soweit es jeder Mensch
möchte. Darum betete Christus vor seinem Leiden: „Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt,
dass du mich gesandt hast.“
So lassen immer noch viele lieber „die Kirche im Dorf“ und Gott in der
Kirche. Gott werde doch „irgendwie“ dabei sein, auch wenn man eigene Wege beschreitet. Auch Maria und Josef waren davon überzeugt, dass Jesus irgendwo bei der Gruppe der
Pilger ist, so dass sie sich von dem Jungen eine Tagesreise weit entfernt hatten. Als sie merkten, dass er nicht bei ihnen ist, kehrten sie um. Die Umkehr ist folglich immer mit
der Erkenntnis verbunden – ich bin allein, damit man zurück kommt, zur Kirche im Dorf und zu Gott in der Kirche.
Gott will zwar immer mit uns sein, aber nicht als ein Anhängsel, um welches man
sich nicht kümmern sollte. Der Emanuel gewährt uns seine Begleitung im Heiligen Geist. In dieser geistlichen Wirklichkeit lässt Gott der Allmächtige es zu, dass wir äußerlich
handeln, und er es bewirkt, auf die ähnliche Art und Weise, wie Christus Jesus Maria und Josef als seine Eltern annahm und ihnen gehorsam war. Wenn wir das geistliche Leben auch
ausleben, indem wir Gott und seine Weisung mitnehmen, werden die Gnadenmittel wirklich und wahrhaftig, die Sakramente echt und unser Glaube überzeugend.
Die Entzweiung der Familie, die Trennungen der Kirche und der
Zerfall der christlichen Werte in unserer Gesellschaft sind nicht da, um hingenommen zu werden, sondern um sie der Heiligkeit Gottes zurück zu bringen. Anstatt wie Betroffene
sich ohnmächtig zu empfinden, sind wir aufgefordert, Familie, Kirche und Gesellschaft mit Gott zu segnen, damit sie von dem, der wirklich heilig ist, zur Heiligkeit befähigt
werden. Wir können sie womöglich nicht wieder vereinen und erfahrbar erneuern, da sie erst durch die Wiederkunft Jesu geheiligt werden, wir können aber dafür beten und es
bezeugen, dass jener mit uns ist, der es bewirkt – der Heilige in unsrer Mitte.
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